Ilg, Paul

Lebensdaten
1875 – 1957
Geburtsort
Salenstein Kanton Thurgau
Sterbeort
Romanshorn am Bodensee (Schweiz)
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Journalist
Konfession
protestantisch
Normdaten
GND: 117128961 | OGND | VIAF: 57384411
Namensvarianten

  • Ilg, Paul

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Zitierweise

Ilg, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117128961.html [11.11.2024].

CC0

  • Ilg, Paul

    Schriftsteller, * 14.3.1875 Salenstein Kanton Thurgau, 15.6.1957 Romanshorn am Bodensee (Schweiz). (zwinglianisch)

  • Genealogie

    Unehel.;
    M Maria Ilg (* 1849), T d. Schusters u. Bauern Jakob Ilg in S. u. d. Anna Kath. Fröhlich;
    1) Zürich 1917 ( 1925) Elfriede Immelmann (1889–1971, 2] Hugo Baldinger), 2) 1930 Elise (1891–1961), T d. Eduard Hausamann u. d. Elisa Züllig;
    1 S aus 1) Kaspar (* 1921), Maler.

  • Biographie

    Von der Mutter unter Mühen, sie arbeitete u. a. als Stickerin und Fabrikarbeiterin, großgezogen, verbrachte I. eine schwere Kindheit und Jugend. Nach dem Besuch der Realschule in St. Gallen begann er verschiedene Lehren als Koch, Schlosser und Handelskaufmann, schloß aber keine ab und arbeitete dann in einem Reklamebüro, einer Bank in Neuenburg und seit 1895 bei einem Güterspekulanten in Zürich. Bis 1899 blieb er in der kaufmännischen Branche tätig und ging dann nach Berlin, wo er als Journalist im Scherl-Verlag sein Auskommen fand und erste literarische Arbeiten unterzubringen versuchte. Während C. F. Meyer I.s Versuche vernichtend beurteilte, veröffentlichte J. V. Widmann, Redakteur am Berner „Bund“, einige seiner Artikel. Seit 1902 begann I., Gedichte, Romane und Novellen zu veröffentlichen und sich, zuerst in Deutschland, später auch in seiner Schweizer Heimat, als Schriftsteller durchzusetzen. – Der Autodidakt I. stand lange unter dem Einfluß von Nietzsche, Heine und Schopenhauer. Seine bedeutendsten Romane „Lebensdrang“ (1905, ³1912), „Der Landstörtzer“ (1909, ²1912, überarbeitet 1942), „Die Brüder Moor“ (1912, ²1942), von denen „Lebensdrang“ später den 3., „Die Brüder Moor“ den 2. Teil seines Hauptwerkes, der Trilogie „Das Menschlein Matthias“ (1913, zahlr. Aufll., zuletzt 1943), bildeten, sind stark autobiographisch beeinflußt. Sie behandeln den Konflikt des unruhigen, freiheitsdürstenden Künstlers mit den seßhaften, reichen und geachteten schweizer. Bürgern. Von sozial benachteiligter Abkunft, gelingt es I.s Helden zwar, sich kraft ihrer Begabung künstlerischen Ruhm zu erwerben, aber sie scheitern in ihrem Ringen um Anerkennung sowohl an ihrer inneren Zerrissenheit zwischen Freiheitsdrang und der Sehnsucht nach einer gesicherten sozialen Stellung wie an der Abwehr der selbstgerechten Bürger. Dieser Zwiespalt seines eigenen Lebens ist das Grundmotiv der meisten Werke I.s, die er aber zugleich als „Zeugnisse seiner eingewurzelten Liebe zu Land und Leuten“ der Schweiz verstanden wissen will. Die vom schweizer. Realismus und der naturalistischen Heimatkunst beeinflußten Romane und Novellen I.s wirken an manchen Stellen „heimatschollig“, zeigen aber im ganzen einen „vaterländischen Schriftsteller“ von kritisch-kämpferischer Haltung, der sich freigeschrieben hat vom „ununterbrochenen Aufstand gegen seine Abkunft“ und einen geachteten Rang in der schweizer. Literatur einnimmt.

  • Werke

    Weitere W u. a. Skizzen u. Gedichte, 1902;
    Gedichte, 1907;
    Maria Thurnheer, Roman, 1916, ³1924, franz. 1918;
    Der starke Mann, e. schweizer. Offiziersgesch., 1915, ²1918;
    Der Führer, Drama, 1918;
    Ein glückliches Paar, Roman, 1924, ³1932;
    Der rebellische Kopf, Skizzen u. Satiren, 1926;
    ²1927;
    Die Flucht auf d. Creux du Van, Novelle, 1932, ²1933;
    Das Mädchen d. Bastille, Roman e. Kinderliebe, 1932, ²1933, franz. 1944;
    Sommer auf Salagnon, Filmroman vom Genfersee, 1937;
    Der Erde treu, Gedichte, 1943;
    Grausames Leben, Roman aus e. kleinen Stadt, 1944;
    Die Passion d. Margarete Peter, n. d. Akten dargest., 1949;
    Der Hecht in d. Wasserhose, Heitere Erzz., 1953;
    Die Entwicklungsgesch. d. Matthias Böhi, Roman in 4 T., 1959 (P). - Mein Weg, Autobiogr. Skizze, in: Das literar. Echo 17, 1914 f., Sp. 542-45.

  • Literatur

    K. Münzer, in: Das literar. Echo 17, 1914 f., Sp. 535-41;
    W. Schumann, P. I.s Romane, in: Der Kunstwart 27, 1914, H. 19;
    K. Erny, Dichterporträts, P. I., in: Die Schweizer. Fam. v. 29.8.1925 (P);
    F. Larese, P. I., ein Thurgauer Dichter, 1943 (Bibliogr., P);
    D. Gerber, Studien zu Problem d. Künstlers in d. modernen dt.-schweizer. Lit., 1948, S. 75-90;
    C. Seelig, in: Tages-Anz. Zürich v. 17.6.1957;
    P. Kägi, in: Neue Zürcher Ztg. v. 20.6.1957;
    D. Larese, in: Thurgauer Jb. 33, 1958 (P);
    HBLS;
    Kosch, Lit.-Lex. (W, L).

  • Porträts

    in Bern, Landesbibl., u. in Zürich, Zentralbibl., Grap. Slg.

  • Autor/in

    Verena Bodmer-Gessner
  • Zitierweise

    Bodmer-Gessner, Verena, "Ilg, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 132-133 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117128961.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA