Edith Donat, auch Edith Krautter-Donat,[1] (* 21. August 1904 als Josefa Edith Szana in Temeswar, Österreich-Ungarn[2]; † 1990)[3] war eine deutsche Pädagogin. Als Kommunistin und Jüdin musste sie aus NS-Deutschland fliehen. In der frühen Nachkriegszeit leitete sie ein Kinderheim mit Kriegswaisen in Ost-Berlin. Sie plante ein zweites, wurde aber unter dem Stalinismus in der DDR abgesetzt und um ihr Lebenswerk gebracht.

Edith Donat entstammte einer ungarischen jüdischen Familie. 1913 kam sie nach Berlin.[4] Am 17. April 1930 heiratete sie den Weber Johann Donat. Die Ehe wurde im Frühjahr 1933 geschieden.[2] Sie war Kommunistin und zu Beginn des Nationalsozialismus im Widerstand aktiv. Sie wurde verraten und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu neun Monaten Haft verurteilt. Anschließend wurde ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Nach der Zeit im Gefängnis floh sie 1935 zunächst nach Dänemark. Sie war mit dem KPD-Funktionär Kurt Krautter verheiratet, der 1937 emigrierte. Im dänischen Exil kam 1939 ihre Tochter Vibeke (verh. Becker) zur Welt. Als die Wehrmacht Dänemark 1940 besetzte, musste sie vor der Judenverfolgung wieder fliehen und zog nach Schweden. 1946 kehrte sie zurück nach Berlin.[5]

Wirken nach dem Zweiten Weltkrieg

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Donat hatte vor dem Krieg als Näherin gearbeitet. 1946 erhielt sie trotz der erst später nachgeholten Erzieherausbildung die Leitung des Hauptkinderheims von Ostberlin in der Greifswalder Straße, in dem Hunderte elternlose Kinder untergebracht waren.[6] Aus Skandinavien brachte Donat reformpädagogische Ansätze mit.[7] Sie beschrieb das Kinderheim später laut Wolfgang Hübner als „seelenloses Auffang- und Durchgangslager“; für die Schwierigkeiten der Kinder, die „schlimmste Kriegserlebnisse in sich trugen“, habe niemand Verständnis gehabt.[5] Erst durch Donats Anstrengungen sei aus der Auffangstation für Kriegswaisen ein Ort geworden, an dem diese erzogen und unterrichtet wurden.[6]

1952 wurde Kritik an ihrer Arbeit laut. Die Miss- und Notstände, gegen die sie jahrelang angekämpft hatte, wurden nun ihr zur Last gelegt. Hinzu kamen Vorwürfe der „Korruption und Selbstherrlichkeit“. Beim „Parteibeitrag“ soll sie außerdem gegeizt haben. In dieser Zeit grassierte laut Wolfgang Hübner „stalinistisches Misstrauen“. Genossen, die aus dem Exil in einem westlichen Land wiedergekommen waren, galten plötzlich als unzuverlässig. Bis dahin hatte Donat als Vorzeigepädagogin gegolten, wurde 1949 ausgezeichnet und als Abgeordnete in die Volkskammer der 1. Wahlperiode (1950–1954) gewählt.[5][8]

Donat war maßgeblich an der Planung für ein neues Kinderheim in der Königsheide beteiligt, dem späteren „Kinderheim A. S. Makarenko“. Zur Fertigstellung sollte sie die erste Direktorin werden. 1953 wurde sie, vor dem Umzug des Kinderheims in die Königsheide und während sie auf einem Lehrgang war, in Abwesenheit als Leiterin und spätere Direktorin des Kinderheims abgesetzt.[5][6][9]

In den folgenden Jahren bildete sie Kindergärtnerinnen aus. Später leitete sie eine Volkshochschule. Ihre Arbeit konzentrierte sich darauf, pädagogische Konzepte zu entwickeln, die sowohl den Bedürfnissen der Kinder als auch den Anforderungen der Gesellschaft gerecht wurden. Edith Donat war maßgeblich daran beteiligt, neue Methoden und Ansätze in der Vorschulerziehung zu etablieren, die auf den Prinzipien von sozialistischer Erziehung und kollektiver Bildung basierten. Dabei legte sie großen Wert auf die ganzheitliche Förderung der Kinder, die sowohl ihre intellektuellen Fähigkeiten als auch ihre sozialen Kompetenzen umfasste.

Auszeichnungen

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Postume Würdigung

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Ein Koffer von Edith Donat, der nach ihrem Tod gefunden wurde, enthielt persönliche Dokumente und Erinnerungsstücke. Er wurde zum Schlüssel für die Rekonstruktion ihrer Lebensgeschichte. Die Entdeckung des Koffers ermöglichte es ihrer Enkelin Anne Becker, wichtige Aspekte von Donats Biografie zu beleuchten und diese in der Publikationsreihe Die blauen Hefte zu dokumentieren.[11]

Anlässlich ihres 118. Geburtstags am 21. August 2022 würdigte das IBZ Königsheide (Informations- und Begegnungszentrum Königsheide) Edith Donat mit der Einweihung einer ihr gewidmeten Parkbank auf dem Gelände des früheren Kinderheims.

„Endlich können wir der eigentlichen Initiatorin und für die Errichtung des Kinderheimes in der Königsheide verantwortlichen Pädagogin ein bleibendes Denkmal setzen. Auf diesem Wege möchten wir einen Beitrag leisten, um in bescheidenem Rahmen wieder gut zu machen, was ihr durch die Wegnahme der Position als Direktorin in der frühen Nachkriegszeit widerfahren ist und was sie tragisch um ihr Lebenswerk gebracht hat.“

IBZ Königsheide[12]

Literatur

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  • Donath o. Donat-Krautter, Edith, in: Klaus Keim: Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon, Teilband 2 (Buchstabe C bis G), Trafo-Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-89626-352-0, S. 79.
  • Rita Pawlowski: Unsere Frauen stehen ihren Mann. Frauen in der Volkskammer der DDR 1950–1989. Ein biographisches Handbuch. trafo, Berlin 2008, ISBN 978-3-89626-652-1, S. 53.

Einzelnachweise

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  1. a b Berliner Zeitung. 40. Jahrgang, Nr. 234 vom 3. Oktober 1984, ISSN 0323-5793, S. 4 (Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek zu Berlin). Abgerufen am 4. September 2024.
  2. a b Landesarchiv Berlin. Heiratsregister der Berliner Standesämter 1874–1936. Standesamt Berlin IV B, Heiratsurkunde Nr. 187 vom 17. April 1930; eingesehen auf ancestry.de am 28. September 2024. (Digitalisat, Zugang kostenpflichtig).
  3. Donath o. Donat-Krautter, Edith, in: Klaus Keim: Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon, Teilband 2 (Buchstabe C bis G), Trafo-Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-89626-352-0, S. 79.
  4. Rudolf Drescher: Das Geheimnis von Ediths Koffer, Berliner Woche, 17. Juni 2015. https://www.berliner-woche.de/johannisthal/c-leute/das-geheimnis-von-ediths-koffer_a79536
  5. a b c d Wolfgang Hübner: Ediths Koffer. (PDF; 7,3 MB) Neues Deutschland, 23. Dezember 2006, abgerufen am 3. September 2024.
  6. a b c Alice Maleiß: Direktorenwechsel im Kinderheim in der Königsheide. (PDF) In: Gamma-Berlin. 25. März 2018, abgerufen am 3. September 2024.
  7. Das Kinderheim in der Königheide – IBZ-Königsheide. Abgerufen am 3. September 2024 (deutsch).
  8. Hinweis auf Abgeordnetenmappe Donat, Edith. Signatur DA1/1764. In: invenio – Informationen über Bestände des Bundesarchivs. Abgerufen am 5. September 2024.
  9. Jorge Scholz: Edith’s Koffer. In: Vor Ort. Stadterneuerung in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow. 19. Jahrgang, Nr. 11, 2010, S. 11 (PDF abrufbar in der Digitalen Landesbibliothek Berlin; 1,1 MB). Abgerufen am 6. September 2024.
  10. Deutsche Gesellschaft für Ordenskunde: Verleihungsliste (PDF; 0,2 MB).
  11. Ralf Drescher: Das Geheimnis von Ediths Koffer. In: berliner-woche.de. 17. Juni 2015, abgerufen am 28. September 2024.
  12. Historisches Sommerfest mit Bankeinweihung der Heiminitiatorin Edith Donat, IBZ Königsheide