Angelo Bagnasco

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Druckversion wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.
Angelo Bagnasco (2010)
Kardinalswappen

Angelo Kardinal Bagnasco (* 14. Januar 1943 in Pontevico, Provinz Brescia) ist ein italienischer Geistlicher und emeritierter römisch-katholischer Erzbischof von Genua. Von 2016 bis 2021 war er Vorsitzender des Rates der europäischen Bischofskonferenzen. Zuvor war Kardinal Bagnasco von 2007 bis 2017 auch Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz.

Leben

Angelo Bagnasco wurde 1943 als zweites Kind des Fabrikarbeiters Alfredo Bagnasco und dessen Frau Rosa in Pontevico geboren. Nach dem Umzug der Familie nach Genua besuchte er dort das Gymnasium und das klassische Lyzeum. Anschließend besuchte er das Erzbischöfliche Priesterseminar in Genua und empfing am 29. Juni 1966 im Lorenzdom von Genua durch Giuseppe Kardinal Siri das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend war er bis 1985 Pfarrvikar der Pfarrei San Pietro e Santa Teresa del Bambino Gesù in Genua. Währenddessen absolvierte er sein Diplom in Philosophie an der Universität Genua und wurde 1980 Dozent für Metaphysik und zeitgenössischen Atheismus am Genueser Standort der Theologischen Fakultät von Norditalien. Diesen Lehrauftrag hatte er bis 1998 inne. Darüber hinaus war er von 1980 bis 1995 Diözesanassistent bei der Föderation katholischer italienischer Universitäten (Federazione Universitari Cattolici Italiani). Weiterhin war er von 1985 bis 1996 Leiter des Katechetischen Büros der Erzdiözese Genua und Liguriens sowie regionaler Beauftragter für die Schulpastoral und von 1986 bis 1994 Präsident und Dozent am Istituto Superiore di Scienze Religiose di Genova. Am 27. April 1987 verlieh ihm Papst Johannes Paul II. den Titel Kaplan Seiner Heiligkeit. Von 1990 bis 1996 war Bagnasco Direktor des Bildungsbüros des Erzbistums Genua, das die Aus- und Weiterbildung von Religionslehrern koordiniert, und von 1993 bis 1996 Direktor des diözesanen Werkes Apostolato Liturgico.

1995 wurde er zudem Bischofsvikar und Spiritual des erzbischöflichen Priesterseminars in Genua. Johannes Paul II. ernannte ihn am 3. Januar 1998 zum Bischof von Pesaro. Die Bischofsweihe spendete ihm der kurz darauf zum Kardinal ernannte Genoveser Erzbischof Dionigi Tettamanzi am 7. Februar 1998; Mitkonsekratoren waren Gaetano Michetti, emeritierter Bischof von Pesaro, und Giacomo Barabino, Bischof von Ventimiglia-Sanremo. Mit der Erhebung der Diözese Pesaro zum Erzbistum im Zuge der Neustrukturierung der italienischen Bistümer wurde Bagnasco am 11. März 2000 zu deren erstem Erzbischof erhoben.[1] Am 20. Juni 2003 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Militärerzbischof von Italien.[2] Papst Benedikt XVI. berief Angelo Bagnasco am 29. August 2006 zum Nachfolger von Tarcisio Kardinal Bertone als Erzbischof von Genua[3], nachdem dieser mit Wirkung vom 15. September desselben Jahres das Amt des Kardinalstaatssekretärs an der römischen Kurie übernommen hatte. Die offizielle Amtseinführung Bagnascos war kurz darauf am 24. September 2006.

Am 7. März 2007 ernannte ihn Benedikt XVI. als Nachfolger von Camillo Kardinal Ruini zum Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz.[4] Dieses Amt, in dem er 2012 bestätigt wurde[5], hatte er bis zum 24. Mai 2017 inne.

Am 24. November 2007 nahm ihn Benedikt XVI. als Kardinalpriester mit der Titelkirche Gran Madre di Dio in das Kardinalskollegium auf.

Am 8. Oktober 2016 wurde er zum Präsidenten des Rates der europäischen Bischofskonferenzen CCEE gewählt, dessen Vizepräsident er zuvor seit 2011 war.[6] Seine Amtszeit lief bis 2021, sein Nachfolger wurde der Erzbischof von Vilnius Gintaras Linas Grušas.[7]

Für die beim Einsturz des Polcevera-Viaduktes (Ponte Morandi) getöteten Opfer und ihre Angehörigen hielt Kardinal Bagnasco am 19. August 2018 in Genua in Anwesenheit von Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Giuseppe Conte das Requiem und die Trauerpredigt.

Am 8. Mai 2020 nahm Papst Franziskus das von Angelo Bagnasco aus Altersgründen vorgebrachte Rücktrittsgesuch an.[8]

Angelo Bagnasco zelebrierte am 5. September 2021 die Eröffnungsmesse zum 52. Eucharistischen Weltkongress am Heldenplatz in Budapest.

Angelo Bagnasco ist Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli des Malteserordens sowie Großkreuz-Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Positionen

Abtreibung

Bagnasco lehnt die Abtreibung, insbesondere durch Mifepriston streng ab.[9]

Recht auf Arbeit

Bagnasco bestätigte das Recht jedes Menschen auf Arbeit. Er meint zudem, dass die Flexibilität der Arbeitskraft zugunsten der Arbeitgeber beschränkt sein sollte.

Kritik zur ablehnenden Haltung der Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren

2007 stand Bagnasco unter Kritik einiger liberaler Medien, von Intellektuellen (Dario Fo, Dacia Maraini u. a.)[10] sowie von Politikern der damaligen Mitte-links-Regierung, da er ein in Italien geplantes Gesetz zur Anerkennung von Lebenspartnerschaften gleichgeschlechtlicher Paare mit der Erlaubnis zum Inzest und zur Pädophilie verglichen hat.[11][12] Ein anonymer Brief an ihn mit einer Todesdrohung und einem Hakenkreuz wurde von Italiens Premierminister Romano Prodi, der selbst das geplante Gesetz befürwortet, als nicht tolerierbare Handlung verurteilt.[13] Erzbischof Bagnasco, der seitdem unter Polizeischutz steht, hat am 9. Juni 2007 eine weitere Morddrohung erhalten.[14] Über die Absender der Drohbriefe liegen keine genaueren Erkenntnisse vor – eine inhaftierte Terroristin der Roten Brigaden wurde verdächtigt, damit in Zusammenhang zu stehen.[15]

Silvio Berlusconi

Angelo Bagnasco forderte wie Bischof Domenico Mogavero im Juli 2009 Ministerpräsident Silvio Berlusconi aufgrund seines Lebenswandels öffentlich zum Rücktritt auf; er warnte vor „Männern, die in einem Delirium ihrer eigenen Großartigkeit ertrunken sind, die die Illusion der Allmacht hinterlassen und moralische Werte verdrehen“.[16]

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften in der Römischen Kurie

Angelo Kardinal Bagnasco ist Mitglied der folgenden Kongregationen und Kommissionen der römischen Kurie:

Literatur

Einzelnachweise

  1. Nomina dell'Arcivescovo Metropolita di Pesaro (Italia). In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 11. März 2003, abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
  2. Nomina dell'Ordinario Militare per l’Italia. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 20. Juni 2003, abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
  3. Nomina dell'Arcivescovo di Genova. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 29. August 2006, abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
  4. Rinuncia del Presidente della Conferenza Episcopale Italiana e nomina del successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 7. März 2007, abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
  5. Conferma del Presidente della Conferenza Episcopale Italiana. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 7. März 2012, abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
  6. New CCEE Presidency: Card. A. Bagnasco (President), Card. V. Nichols and Archbishop S. Gądecki (Vice-Presidents). CCEE, 8. Oktober 2016, abgerufen am 5. März 2023 (englisch).
  7. Moritz Findeisen: Erzbischof von Vilnius zum neuen CCEE-Präsidenten gewählt. In: katholisch.de. 26. September 2021, abgerufen am 28. September 2021.
  8. Rinuncia dell’Arcivescovo metropolita di Genova (Italia) e nomina del nuovo Arcivescovo metropolita. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 8. Mai 2020, abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
  9. Pillola Ru486, Cardinale Bagnasco: "Chi la usa diventa criminale". L'UNIONE SARDA.it, 2. Dezember 2009, archiviert vom Original am 24. Februar 2012; abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
  10. Pistolenkugel und Hakenkreuz. kath.net, 1. Mai 2007, abgerufen am 15. Januar 2022.
  11. Bagnasco: nuova bufera sui dico. Corriere della sera, 1. April 2007, abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
  12. Storm over bishop’s gay remarks. news24.com, 2. April 2007, archiviert vom Original am 2. Dezember 2008; abgerufen am 15. Januar 2022 (englisch).
  13. John N. Allen jr.: Death threats against Italian archbishop follow comments on same-sex unions. National Catholic Reporter, 30. April 2007, archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 15. Januar 2022 (englisch).
  14. Bishop receives death threats for opposing gay. christiantoday.com, 12. Juni 2007, abgerufen am 15. Januar 2022 (englisch).
  15. Italian terrorist probed in death threats against archbishop. cwnews.com, 13. Juni 2007, archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 15. Januar 2022 (englisch).
  16. Richard Owen: Senior Roman Catholic bishop calls for Silvio Berlusconi to resign. Times Online, 26. Juni 2009, archiviert vom Original am 23. Januar 2014; abgerufen am 15. Januar 2022 (englisch).
  17. a b c Nomina di Cardinali Membri dei dicasteri della Curia Romana. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 12. Juni 2008, abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
  18. Conferme e nomine nella Congregazione per le Chiese Orientali. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 19. Februar 2014, abgerufen am 15. Januar 2022 (italienisch).
VorgängerAmtNachfolger
Giuseppe ManiMilitärerzbischof von Italien
2003–2006
Vincenzo Pelvi
Tarcisio Kardinal Bertone SDBErzbischof von Genua
2006–2020
Marco Tasca OFMCap
Camillo Kardinal RuiniVorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz
2007–2017
Gualtiero Kardinal Bassetti