Serielles Betonformsteinsystem

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Baukastensystem von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht, zwischen 1969 und 1974 entwickelt, zur ornamentalen Gestaltung von Fassaden und freistehenden Wänden. Das System besteht aus 12 verschiedenen, in Beton gegossenen Elementen, die in unterschiedlichen Konstruktionsvarianten als durchbruchplastische oder geschlossenen Wandformationen gestaltet wurden. Das System basiert auf einem einfachen Quadratnetz für die Konstruktion von Ornamenten unter Einbeziehung des Kreises. Die Wände wurden mit innenliegender Armierung aufgebaut. 1970 schlossen Adler und Kracht eine Vereinbarung mit dem VEB Stuck und Naturstein, einem Berliner Betrieb, der die Entwicklungsarbeit der beiden Künstler an einem festen Produktprogramm nun bezahlte. 1972 meldeten Adler und Kracht das Wirtschafts-Patent Matrizen zur Herstellung von plastisch-ornamentalen Bauelementen an. Im Patenttext heißt es zum dargestellten Gestaltungsraster: »Bereitgestellt wurden mit dem Patent die Figuren für acht verschiedene Matrizen, deren Grundformen auf einer Linearführung beruhte, die jede Vertikale, Horizontale, Diagonale, Geschwungene oder gestreut ornamentale Anordnung zulässt.«[1] Das System wurde als eigenständige künstlerische Technik der Wandgestaltung der Nachkriegsmoderne im Forschungsprojekt „Wandbilder und künstlerische Architekturoberflächen der DDR“ definiert.[2] Eine Inventarisierung aller Objekte, die durch die Künstler Adler und Kracht geschaffen wurden, erfolgte 2023–2024.[3]

  • Karl-Heinz Adler; Friedrich Kracht: Betonformsteine. in: Form + Zweck (2), 1972, S. 32–34.
  • Karl-Heinz Adler, Friedrich Kracht/VEB Stuck und Naturstein: Beton Formstein Programm. Produktionsgenossenschaft Kunst am Bau, Dresden 1975.
  • Rössl, Felix: Ornament des Plattenbaus. Hubert Schiefelbeins Betonformsteine im Bezirk Erfurt (1970–1979). In: Hans-Rudolf Meier (Hg.): Kunstvolle Oberflächen des Sozialismus. Wandbilder und Betonformsteine. Unter Mitarbeit von Luise Helas, Wilma Rambow und Felix Rössl. Weimar: Bauhaus-Univ.-Verl. (Forschungen zum baukulturellen Erbe der DDR, Nr. 3), 2014, S. 171–216.
  • Sylvia Lemke; Prof. apl. Dr. Gilbert Lupfer; Bruno Klein (2021): Die Entwicklung und Bedeutung des seriellen Betonformsteinsystems anhand der Unterlagen aus dem Nachlass des Künstlers Friedrich Kracht unter Berücksichtigung der Doppelautorenschaft mit Karl-Heinz-Adler. Online verfügbar unter https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-750047.
  • Kirsch, Antje: Verborgene Ornamente – das legendäre Beton-Formstein-Programm im Fennpfuhl. In: Georg Balzer (Hg.), Das Berliner Wohngebiet Fennpfuhl, Berlin 2023.
  • Antje Kirsch / Jochen Stankowski (Hrsg.): Friedrich Kracht. Grafik, Malerei, Plastik, Baubezogene Kunst. Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2022, ISBN 978-3-86732-421-2.
  • Kirsch, Antje: Beton-Formstein-System, in Bußmann, Frédéric und Kopka, Diana (Hrsg.): Matrix Moderne | Ostmoderne: Bauen, baubezogene Kunst und Formgestaltung in Ostdeutschland und dem Europa der Nachkriegszeit, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2023 (Aurora: Chemnitzer Schriften zu Kunst und Kultur, Band 3), S. 198–209. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1170.c16409

Einzelnachweise

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  1. Karl-Heinz Adler; Friedrich Kracht, »Matrizen zur Herstellung von plastisch-ornamentalen Bauelementen«, Patentschrift DD000000094951A1, 5.1.1973.
  2. Wandbilder und künstlerische Architekturoberflächen in der DDR. Entstehung – Überlieferung – Erhaltung. Werkstattbericht des Forschungsprojektes https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-866451
  3. Inventarisierungsprojekt "Betonformsteinsystem von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht" der Wüstenrot Stiftung 2024