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Perikles: Stratege und demokratischer Reformer

Was war Perikles' Attischer Seebund?

Der Attische Seebund war ursprünglich als Schutz gegen die Expansion der Perser in der Ägäis gedacht gewesen. Im 5. Jahrhundert v. Chr. rangen Sparta und Athen um die Vorherrschaft in der griechischen Welt. Während Sparta seine Verbündeten und Unterworfenen im Peloponnesischen Bund organisierte, baute Athen den Attischen Seebund weiter aus. Architekt dieser Politik war der um 495 v. Chr. geborene Athener Adelige Perikles. Zunehmend entwickelte sich der Bund jedoch zu einer Organisation, die die Machtsphäre Athens ausweitete und dem Stadtstaat als Instrument seiner Expansionspolitik diente.

Wie schützte Athen den Handelsweg zum Schwarzen Meer?

Durch Vorposten. Für die Bewohner Athens war es lebensnotwendig, dass die Handelsrouten ins Schwarze Meer, die sich an mehreren Stellen leicht blockieren ließen, frei blieben, denn man war dringend auf Lebensmittelimporte angewiesen. Deshalb versuchte Athen im 5. Jahrhundert v. Chr. Vorposten entlang dieses Handelswegs zu errichten, um die freie Durchfahrt der Getreidehändler zu gewährleisten. Dazu griff Athen zu einer recht kompromisslosen Expansionspolitik, die sich vor allem auf die Nordägäis richtete, aber auch vor anderen Regionen keinen Halt machte. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Seebund.

Wie entwickelte sich das Kräfteverhältnis im Seebund?

Es verlagerte sich einseitig zu Gunsten Athens. Mitgliedsstädte des Seebundes hatten entweder Kriegsschiffe zu stellen oder Geldbeiträge an die Bundeskasse zu leisten. Unter dem Einfluss von Perikles drängten die Athener darauf, dass die Mitglieder zunehmend Geldbeiträge statt Schiffskontingente liefern sollten. Dadurch stieg das militärische Gewicht Athens im Seebund so an, dass Athen die Bedingungen diktieren konnte. So sollten beispielsweise die übrigen Mitglieder ihre Verfassungen der von Athen angleichen. Mehrfach richtete sich das militärische Potenzial des Seebunds gegen Mitglieder, die aus dem Bund austreten wollten, weil sie sich nicht mehr durch die Perser bedroht fühlten oder sich der Bevormundung durch die Athener entziehen wollten. Selbst bis dahin unabhängige Städte wurden zum Eintritt gezwungen oder, falls sie sich weigerten, zerstört. Deshalb geriet Athen mehrfach in Streit mit Sparta und Korinth. Diese Konflikte mündeten schließlich in den Peloponnesischen Krieg, der in seinem 30-jährigen Verlauf die Vorherrschaft Spartas besiegeln sollte.

Auf welche Weise steuerte Perikles die Athener Politik?

Indem er sich im Hintergrund hielt, aber gleichzeitig geschickt seinen Einfluss geltend machte. Perikles selbst bekleidete keine politische Spitzenposition, ließ sich aber ab 443 v. Chr. fast jährlich zu einem der zehn Strategen wählen, die für die Kriegsführung zuständig waren. Er nahm regelmäßig Einfluss auf die athenische Volksversammlung und bediente sich dabei vor allem seiner hetairie. Das waren politische Klubs, die im antiken Athen parteiähnliche Funktionen ausübten. Er initiierte den Wiederaufbau des in den Perserkriegen zerstörten Athens. Der prächtige Ausbau der Akropolis in der Gestalt, die noch heute das Stadtbild prägt, geht auf ihn zurück. Er förderte Künste und Wissenschaften und gestaltete Athen zur kulturellen Metropole der Antike.

Warum erhielt das Volk größeren Einfluss?

Das Volk bekam mehr Rechte, um es für die Durchsetzung außenpolititscher Ziele zu gewinnen. Perikles beteiligte sich an den Verfassungsreformen des Ephialtes, die jenen Bevölkerungsschichten, die die Schiffsbesatzungen stellten, mehr politisches Gewicht zubilligten. Die alte Adelsverfassung, der areiopagos, verlor ihre Macht, Volksversammlung und Volksgericht wurden gestärkt. Das Engagement bei diesen Institutionen wurde mit so genannten Diäten entlohnt. Nun wurde eine Schicht an der Politik beteiligt, die davon profitierte, dass sich Athen aggressiv nach außen hin präsentierte und die Auseinandersetzung mit Sparta suchte.

Bezwang Perikles Sparta?

Nein. In der Konfrontation mit Sparta vertrat Perikles einen harten Kurs, der schließlich zum Ausbruch des Kriegs führte. Eines der Meisterwerke antiker Rhetorik ist die offizielle Rede auf die Gefallenen des ersten Kriegsjahres, in der Perikles das politische Programm des Konflikts zwischen Sparta und Athen entwickelt. Perikles selbst fiel 429 v. Chr. einer Seuche zum Opfer, die das belagerte Athen heimsuchte. Athen kämpfte weiter bis zur Niederlage.

Wussten Sie, dass …

für den Historiker Thukydides Athen »dem Namen nach eine Demokratie, in Wahrheit die Herrschaft des ersten Mannes«, nämlich des Perikles, war?

der berühmte Bildhauer Phidias maßgeblich am von Perikles initiierten Wiederaufbau der Akropolis beteiligt war?

Perikles für den Bau der Akropolis Geld aus der Kasse des Seebundes verwendete?

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