Women's Euro 2025
Frauen-EM wird ein Fest für den Fussball in Basel – es lasten viele Hoffnungen auf der Zukunft dieses Sports

Fussball überall – und bald auch Frauenfussball überall: Basel macht sich bereit für die EM 2025. In einer Woche startet der offizielle Women's-Euro-Countdown für Basel und die Schweiz. Die Marketingmaschine läuft bereits auf Hochtouren.

Andreas Schwald
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Die Schweizer Frauen-Nati an der EM in England 2022: Geraldine Reuteler feiert ihr Tor zum 1:1 gegen die Niederlande. Die Austragung in der Schweiz soll die Zahlen von England nochmals in den Schatten stellen.

Die Schweizer Frauen-Nati an der EM in England 2022: Geraldine Reuteler feiert ihr Tor zum 1:1 gegen die Niederlande. Die Austragung in der Schweiz soll die Zahlen von England nochmals in den Schatten stellen.

Bild: Salvatore Di Nolfi/ Keystone

Die Beflaggung hängt und flattert fröhlich im Sonnenschein. Am Basler Centralbahnplatz grüsst damit schon die Women's Euro 2025, während an der Euro 2024 in Deutschland noch der Ball rollt. Das Programm vor der Frauenfussball-EM in der Schweiz ist enorm dicht – und noch sind nicht einmal die Verträge zwischen der Uefa und den Stadien beziehungsweise den acht Host Citys Basel, Bern, Zürich, Genf, Thun, St. Gallen, Sitten und Luzern unterzeichnet. Man sei aber auf gutem Weg, sagte Sabine Horvath, Projektverantwortliche für die Euro in Basel, am Mittwoch vor den Medien.

Das Ganze sei «nicht trivial». Denn während bei den Männern an einer laufenden Europameisterschaft die Natipause herrscht, läuft die Super League während einer Frauen-Europameisterschaft weiter. Das heisst: Wenn die EM am 2. Juli 2025 im Basler Joggeli eröffnet wird, müssen die Spiele der Männer im kommenden Sommer um jene der Frauen-Nationalmannschaften herum koordiniert werden.

Insgesamt werden die 16 teilnehmenden Nationalteams inklusive der direkt qualifizierten Schweiz 31 Spiele in Basel, St. Gallen, Zürich, Luzern, Bern, Thun, Sitten und Genf austragen. Allein in Basel gibt es fünf Spieltage: das Eröffnungsspiel und der Final am 27. Juli sowie zwei Gruppenspiele am 8. und 13. Juli und ein Viertelfinal am 19. Juli 2025.

Eine EM, die von Familien geprägt sein wird

Die Gesamtprojektleiterin der Uefa Women's Euro 2025 Basel, Sabine Horvath, am bereits mit Fahnen geschmückten Centralbahnplatz in Basel.

Die Gesamtprojektleiterin der Uefa Women's Euro 2025 Basel, Sabine Horvath, am bereits mit Fahnen geschmückten Centralbahnplatz in Basel.

Bild: Urs Flüeler/ Keystone

Eine Riesenkiste gibt das also, mit dem grossen Ziel, dem Frauenfussball zu einem weiteren exponentiellen Anstieg an Beliebtheit zu verhelfen. Horvath verwies am Briefing für die Medien auf die Zahlen der letzten Frauen-EM in England: Rund 575'000 Tickets gingen damals weg, die Schweiz will nun 700'000 Tickets verkaufen. Auch wird damit gerechnet, dass die Anzahl der TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer im Vergleich zu den 375 Millionen bei der Euro 2022 nochmals «übertroffen wird», so Horvath.

Horvath verwies zudem auf einen wesentlichen Punkt in Sachen Fans: Im Gegensatz zum Männerfussball, wo oft erfahrene Schlachtenbummler die Klischees der Fussballfans erfüllen und für Umsatz sorgen, ist im Frauenfussball mit einer anderen Kundschaft zu rechnen: mehr Frauen, mehr Kinder, insgesamt familienorientierter. Allein die Anfahrt zu den Stadien müsse daher anders gestaltet werden. Basel hat für die EM bereits 12,9 Millionen Franken eingestellt, auch der Bund stellt 15 Millionen parat.

Ambitioniertes Marketing der Schweiz

Mit Gästeprognosen zeigen sich die Verantwortlichen vorsichtig. Es kommt auch darauf an, welche Teams wohin ausgelost werden. Erhält Basel Deutschland oder England – Nationen, in denen der Frauenfussball mit grossem Interesse verfolgt wird –, sieht es anders aus als mit Ländern, in denen der Frauenfussball noch schwächer aufgestellt ist. Vergleiche mit der rein männlich ausgetragenen Euro 2008 hinken wegen der unterschiedlichen Gästestruktur ohnehin.

Wie man die Stadien zu füllen gedenkt? 700'000 Tickets sind eine enorme Zahl, insbesondere, weil davon ausgegangen wird, dass 80 Prozent des Publikums aus der Schweiz kommen wird. Horvath sagte: «Vor allem durch die Begeisterung.» Damit sich diese jetzt schon einstellt, wird am 2. Juli der Ein-Jahres-Countdown-Timer in Basel gestartet – an zwei Orten: bei der Helvetia am Kleinbasler Kopf der Mittleren Brücke sowie am Centralbahnplatz. Das Ganze wird umrahmt mit einem offiziellen Anlass und der Einweihung eines Women's-Euro-Drämmli.

Viel Arbeit am grossen Vermächtnis

Steve Beutler, Leiter des Basler Sportamts, an der Medienkonferenz vom Mittwoch.

Steve Beutler, Leiter des Basler Sportamts, an der Medienkonferenz vom Mittwoch.

Bild: Urs Flüeler/Keystone

Fussballeinsteigerinnen sollen genauso motiviert werden wie gestandene Fussballliebhaberinnen. Auch Jugendliche sollen angeregt werden, in den Fussball einzusteigen – vor allem weibliche. Die Women's Euro 2025 steht daher nicht nur als ohnehin schon grosser Event der ganzen Schweiz bevor, sondern sie ist auch mit vielen Hoffnungen auf ein sportliches Vermächtnis, die so genannte «Legacy», befrachtet.

Darauf setzt auch der Kanton. Steve Beutler, Leiter des Basler Sportamts, wies auf die Verpflichtungen hin, die sich der Standortkanton auferlegt hat. Darunter ist eindeutig die nachhaltige Förderung des Frauenfussballs, des weiblich-fussballerischen Nachwuchses, aber auch die Inklusion, sprich: die Förderung des Fussballs für Menschen mit Behinderung.

Ein Zückerchen dafür wird die Fussballanlage, die extra auf dem Messeplatz in Basel eingerichtet wird: Von Juli 2024 bis Herbst 2025 wird auf dem Gelände – und zwischenzeitlich auch beim Schulhaus Drei Linden – ein Soccer-Court stehen, der ebenfalls am 2. Juli eröffnet wird. Die Bespielung reicht von «normalen Fussballspielen» über Blindenfussball bis zu Eltern-Kind-Fussball. Damit die Einstimmung auf den Fussballsommer 2025 bereits jetzt in die Beine der Nation gelangt.