Mittleres Reich
Als Mittleres Reich wird der von etwa 2137 bis 1781 v. Chr.[1] bestehende Staat im alten Ägypten bezeichnet.
Das Alte Ägypten | |
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Zeitleiste | |
Vorgeschichte: | vor 4000 v. Chr. |
Prädynastische Zeit: | ca. 6000–3032 v. Chr. 0. Dynastie |
Frühdynastische Zeit: | ca. 3032–2707 v. Chr. 1. bis 2. Dynastie |
Altes Reich: | ca. 2707–2216 v. Chr. 3. bis 6. Dynastie |
Erste Zwischenzeit: | ca. 2216–2137 v. Chr. 7. bis 11. Dynastie |
Mittleres Reich: | ca. 2137–1781 v. Chr. 11. bis 12. Dynastie |
Zweite Zwischenzeit: | ca. 1648–1550 v. Chr. 13. bis 17. Dynastie |
Neues Reich: | ca. 1550–1070 v. Chr. 18. bis 20. Dynastie |
Dritte Zwischenzeit: | ca. 1070–664 v. Chr. 21. bis 25. Dynastie |
Spätzeit: | ca. 664–332 v. Chr. 26. bis 31. Dynastie |
Griechisch-römische Zeit: | 332 v. Chr. bis 395 n. Chr. |
Daten nach Stan Hendrickx und Jürgen von Beckerath | |
Zusammenfassung | |
Geschichte des Alten Ägypten |
Allgemeines
BearbeitenFür den Beginn der Datierung des Mittleren Reichs wird die Wiedervereinigung des Reiches unter Mentuhotep II. in der Mitte der 11. Dynastie angegeben. Trotzdem wird hier die komplette 11. Dynastie besprochen.
Durch den Zerfall des geeinten Ägypten zu Beginn der Ersten Zwischenzeit war die Macht auf einige Kleinkönige verteilt. Allerdings bildete sich am Ende der 10. Dynastie deren Vormachtstellung in Herakleopolis deutlich heraus. Gleichzeitig wuchs die Macht im Süden, als sich in Theben die 11. Dynastie etablierte.
Das Mittlere Reich wird oftmals auch als feudale Epoche bezeichnet. Tatsächlich gibt es kaum eine andere Periode in der ägyptischen Geschichte, in der man so viele Denkmäler auch in den abgelegensten Provinzen findet.
Das Mittlere Reich kann deutlich in zwei Abschnitte unterteilt werden:
- Das frühe Mittlere Reich (bis etwa Sesostris II.) ist noch stark von den Traditionen der Ersten Zwischenzeit geprägt. Die Pyramiden und Teile der Kunst orientieren sich am Alten Reich.
- Das späte Mittlere Reich (ab Sesostris III. bis in die 13. Dynastie) ist durch eine Zentralisierung des Landes gekennzeichnet. Das Herrscherbild zeigt nicht länger einen jungen idealisierten König (Pharao), sondern einen weisen, von Lebenserfahrung gekennzeichneten Herrscher. Die Sprache des Mittleren Reiches galt für die folgenden Epochen als klassisch.
11. Dynastie
BearbeitenDer Königspapyrus Turin nennt für die 11. Dynastie sieben Könige und eine siebenjährige weggelassene Zeit am Ende der 11. Dynastie. Als Gesamtregierungszeit werden 143 Jahre angegeben.[2] Da Wolfgang Helck das Ende der 11. Dynastie auf 1994 v. Chr. ansetzte, ergab sich in Addition der 143 Jahre mit 2137 v. Chr. das erste Regierungsjahr der 11. Dynastie.
Die Reihenfolge der drei oder gar vier thebanischen Könige, die vor Mentuhotep II. geherrscht haben, ist bei den Ägyptologen noch umstritten, da über sie verschiedene Angaben existieren. So erscheint Mentuhotep I. auf der Königsliste von Karnak als Vorfahre von Antef I., während Mentuhotep II. nicht ihn als König nennt, sondern erst Antef I. (Relief vom Schatt Er-Rigal).
Die ersten Könige der 11. Dynastie verhalfen dem ägyptischen Süden zu immer mehr Bedeutung und es war nicht selten, dass Kämpfe mit den nördlichen Königshäusern der 9. und 10. Dynastie ausgefochten wurden. Auch als Mentuhotep II., der Sohn des Antef III., 2061 v. Chr. in Theben an die Macht kam, setzten sich diese Kämpfe fort. Die Reichseinigung wird um sein 39. Regierungsjahr gelegen haben, jedoch ist der genaue Zeitpunkt dieses Ereignisses nicht bekannt.
Sein Sohn Mentuhotep III. führte eine Expedition mit 3000 Mann durch den Wadi Hammamat zum Roten Meer. Von dort aus sandte er Schiffe in das Land Punt. Mentuhotep IV. scheint ein schwacher König gewesen zu sein, der möglicherweise von seinem Wesir Amenemhet, der wahrscheinlich identisch mit Amenemhet I. ist, um 1994 v. Chr. gestürzt wurde. Dieser wurde dann der Begründer der 12. Dynastie.
12. Dynastie
BearbeitenAmenemhet I. war wahrscheinlich ein Mann aus dem thebanischen Volk. Mütterlicherseits soll er aus der Gegend um Elephantine stammen. Amenemhet I. stärkte die Macht seiner neu gegründeten Dynastie im ganzen Reich. Er verlegte die Hauptstadt nördlich nach Itj-taui. Amenemhet I. führte die Institution der sog. Mitregentschaft ein. Der alte König ernannte noch zu Lebzeiten einen Nachfolger, mit dem er zusammen regierte.
Sein Sohn Sesostris I. gilt als einer der größten Könige des Mittleren Reichs. Schon als Mitregent seines Vaters ab ca. 1975 v. Chr. leitete er Feldzüge nach Unternubien, das durch eine Reihe von Festungen gesichert wurde. Unter seiner Herrschaft konnten sich die Kunst und die Literatur in einer Blütezeit entwickeln. Sesostris I. baute systematisch an allen wichtigen Tempeln des Landes und ersetzte kleine oftmals aus Lehmziegeln erbaute Gebäude durch solche aus Stein.
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Ägyptisches Museum Kairo: Statue von Mentuhotep II., dem Gründer des Mittleren Reiches
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Grabstele des Beamten Amenemhet aus dem Mittleren Reich, dargestellt mit Frau, Sohn und Schwiegertochter
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Pektoral aus der 12. Dynastie mit Darstellung des auf dem Zeichen für Gold (nebu – nbw) sitzenden Horus-Falken (siehe Goldname)
Sein Sohn Amenemhet II. ist vor allem durch einen in Memphis gefundenen Annalenstein bekannt, auf dem unter anderem Feldzüge nach Palästina erwähnt werden. Ansonsten ist seine Regierungszeit jedoch nicht sehr gut bezeugt. Sein Nachfolger Sesostris II. regierte wohl nur acht oder neun Jahre. Er erbaute seine Pyramide bei El-Lahun, was auf ein verstärktes Interesse des Königs am Fajum hindeutet. Der König begann damit, diese Flussoase systematisch zu erschließen. Sesostris III. galt im Bewusstsein der Ägypter als wohl bedeutendster König überhaupt. Herodot und Manetho berichten von zahlreichen Feldzügen, vor allem nach Asien. Diese Unternehmungen sind nur schlecht bezeugt, während seine Feldzüge nach Unternubien gut belegt sind. Das unterworfene Gebiet wurde weiter systematisch durch Festungen gesichert. Sesostris III. war möglicherweise auch innenpolitisch tätig. Die Macht der lokalen Fürsten wurde deutlich eingeschränkt.
Auch der folgende Pharao, Amenemhet III., regierte das Land mit starker Hand. Über seinen Nachfolger Amenemhet IV. und Königin Nofrusobek ist nicht sehr viel bekannt.
Das Ende des Mittleren Reiches und damit der Beginn der Zweiten Zwischenzeit wurde durch Thronstreitigkeiten, Zerteilung und durch das Eindringen der Hyksos hervorgerufen.
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Hans Gerhard Evers: Staat aus dem Stein. Denkmäler, Geschichte und Bedeutung der ägyptischen Plastik während des Mittleren Reichs. 2 Bände, Bruckmann, München 1929. Bd. I: S. 117, Tafel 148; Bd. II: S. 132 mit Abbildungen, Tafel 16 (Download der digitalisierten Bände).
- Gae Callender: The Middle Kingdom Renaissance (c. 2055–1650 BC). In: Ian Shaw (Hrsg.): The Oxford History of Ancient Egypt. Oxford University Press, Oxford u. a. 2000, ISBN 0-19-815034-2, S. 137–171.
- Hans-Werner Fischer-Elfert, Richard B. Parkinson (Hrsg.): Studies on the Middle Kingdom. In memory of Detlef Franke. (= Philippika, Altertumswissenschaftliche Abhandlungen. Band 41). Harrassowitz, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-447-06396-8.
- Wolfram Grajetzki: The Middle Kingdom of Ancient Egypt. History, Archaeology and Society. Duckworth, London 2006, ISBN 0-7156-3435-6.
- Adela Oppenheim, Dorothea Arnold, Dieter Arnold, Kei Yamamoto (Hrsg.): Ancient Egypt transformed: The Middle Kingdom. Yale University Press, New Haven 2015, ISBN 978-1-58839-564-1.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bader (2015) stellt die Frühzeit und das Alte Reich (etwa 3000–2200 v. Chr.) korrespondierend der Frühen Bronzezeit in den vorderasiatischen Kulturen gegenüber, das Mittlere Reich (etwa 2000–1650 v. Chr.) als Mittlere Bronzezeit und das Neue Reich (etwa 1550–1070 v. Chr.) als Späte Bronzezeit bezeichnen. Siehe auch Bettina Bader: Egypt and the Mediterranean in the Bronze Age: The Archaeological Evidence. In: Egyptian Archaeology,. Online Publication, August 2015, doi:10.1093/oxfordhb/9780199935413.013.35, S. 11.
- ↑ J. V. Beckerath: The Date of the End of the Old Kingdom of Egypt. In: Journal of Near Eastern Studies. Band 21, Nr. 2, 1962, S. 140–147; hier S. 146.