Eckhart Tolle

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Eckhart Tolle (2003)

Eckhart Tolle (* 16. Februar 1948 in Lünen als Ulrich Leonard Tölle[1]) ist ein deutscher Autor spiritueller Bücher. Seine bekanntesten Werke sind Jetzt! Die Kraft der Gegenwart (1997) sowie Eine neue Erde (2005). Tolle galt 2008 nach Ansicht von Jesse McKinley als der beliebteste spirituelle Autor der Vereinigten Staaten.[2]

Eckhart Tolle wurde in Deutschland geboren, wuchs aber ab dem 13. Lebensjahr bei seinem Vater in Spanien auf. Nach eigenen Angaben erlebte er im Kindesalter häufig Auseinandersetzungen seiner Eltern und dachte erstmals mit 10 oder 11 Jahren darüber nach, mit welchen Methoden er Suizid begehen könne.[3] Mit 19 Jahren zog er nach England. Nach eigenen Angaben schloss er ein Studium an der Universität London ab und war an der University of Cambridge in Forschung und Supervision tätig.[4] Heute lebt Tolle in Vancouver, Kanada.

Spirituelle Erfahrung

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Im Jahre 1977, im Alter von 29 Jahren, erlebte Tolle nach eigenen Angaben eine „innere Transformation“, nachdem er zuvor lange Zeit unter Depressionen gelitten hatte. Eines Nachts erwachte er aus dem Schlaf und litt unter depressiven Gefühlen, die „fast unerträglich“ waren, doch dann erlebte er eine lebensverändernde Offenbarung.[5] Er schildert das Erlebnis in folgenden Worten:

„Ich konnte nicht länger mit mir selbst leben. Und damit stellte sich eine Frage, auf die es keine Antwort gibt: Wer ist das Ich, das nicht mit sich selbst leben kann? Was ist das Selbst? Ich fühlte mich in eine Leere hineingezogen! Damals wusste ich noch nicht, dass das vom Verstand geschaffene Selbst mit seiner Schwere, seinen Problemen, das zwischen der unbefriedigenden Vergangenheit und der ängstlichen Zukunft lebt, zusammenbrach. Es löste sich auf. Am nächsten Morgen wachte ich auf und alles war so friedlich. Der Frieden war da, weil es kein Selbst gab. Nur ein Gefühl der Präsenz oder des ‚Seins‘, nur Beobachten und Beobachten.“[3]

Tolle erinnert sich, dass er am nächsten Morgen in London spazieren ging und feststellte, dass „alles wunderbar war, zutiefst friedlich. Sogar der Verkehr“. Dieses Gefühl setzte sich fort, und er begann, in jeder Situation ein starkes Gefühl des Friedens zu spüren.[5]

Darauf folgend brach er sein Promotionsstudium ab und verbrachte danach etwa zwei Jahre lang einen Großteil seiner Zeit damit, „in einem Zustand tiefer Glückseligkeit“ auf Parkbänken am Russell Square im Zentrum Londons zu sitzen und „die Welt vorbeiziehen zu sehen“.[3] Ansonsten hielt er sich bei Freunden oder in buddhistischen Klöstern auf und übernachtete ohne Obdach im Hampstead Heath. Seine Familie hielt ihn für „unverantwortlich, gar von Sinnen“.[3] Tolle änderte seinen Vornamen Ulrich in Eckhart, was einigen Berichten zufolge zu Ehren des deutschen Philosophen und Mystikers Meister Eckhart geschah.[6][7]

Wirken als spiritueller Lehrer

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Ehemalige Studenten der Universität Cambridge sowie Bekannte begannen, Tolle nach seinen Überzeugungen zu fragen. Er arbeitete daraufhin als Berater und Lehrer in spirituellen Fragen.[5] Im Laufe der folgenden fünf Jahre gab es immer wieder Studenten, die ratsuchend zu ihm kamen. Später zog er nach Glastonbury, einem Zentrum für alternatives Leben.[3]

Eckhart Tolle hat bisher sieben Bücher veröffentlicht, die große öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung erhielten.[3]

Im Jahr 2003, nach der Veröffentlichung seines zweiten Buchs, erklärte er, dass er weder die Absicht habe, „eine schwere kommerzielle Struktur“ zu schaffen, noch einen Ashram oder ein Zentrum zu errichten. Er glaubte, dass sich eine solche Struktur organisch entwickeln könnte[3] und sagte, man müsse darauf achten, dass die Organisation nicht selbstsüchtig wird.[8]

2008 produzierte Tolle in Zusammenarbeit mit Winfrey eine Reihe von Webinaren, die sich jeweils auf ein Kapitel aus seinen Büchern konzentrierten, mit Diskussionen, stillen Meditationen und Fragen der Zuschauer über Skype[9]. Das dritte Webinar wurde von mehr als 11 Millionen Zuschauern besucht[7]. Bis Oktober 2009 wurden die Webinare 35 Millionen Mal aufgerufen.[8]

Im September 2009 trat er zusammen mit dem Dalai Lama auf dem Friedensgipfel in Vancouver auf.[10]

Nach eigenen Angaben fühlt sich Tolle keiner Tradition verpflichtet und keiner Lehre im Sinne einer Weltanschauung. Implizite Parallelen seiner Anschauung und Lehre, zu deren Erreichen er fast ausschließlich methodische Unterweisungen vorsieht, sieht er vor allem zum Advaita Vedanta, zum Daoismus oder zum Zen-Buddhismus, da er eine psychische Entwicklungsfähigkeit des Menschen postuliert.

Er bezeichnet folgende Schlüsselbegriffe als kennzeichnend für sein Denken:

  • Sein / Das Unmanifeste / Das Formlose: die Ebene der letztendlichen Wirklichkeit, die Essenz, die wahre Natur, das Göttliche. Der Gegenpol zur Ebene von Form und Zeit, der Ebene des Manifesten.
  • Unbewusstheit: ein verstandesdominierter Zustand des Geistes, in dem der Mensch blind ist für die tiefere Dimension des Seins. Der Zugang zur Ebene des „Formlosen“ ist nur jenseits des Denkens möglich.
  • Ego / Identität: Die Summe aller Merkmale einer Person, aus denen der Verstand ein Selbst-Bild konstruiert. Identität im konstruktivistischen Sinn entsteht, wenn eine Person sich mit spezifischen Merkmalen (Aussehen, beruflicher Status, Zugehörigkeit zu einer Nation oder Religionsgemeinschaft) identifiziert. Diese Merkmale sind gleichsam das Rohmaterial, das der Verstand zu einem kompakten Ego zusammenfügt. Tolle hingegen versteht unter Identität die Selbsterkenntnis als das Formlose.[11]
  • Lebenssituation: ein sich im Zeitlichen manifestierender Ausschnitt einer persönlichen Biographie. Ein individueller lebensgeschichtlicher Abschnitt, aus dem der unbewusste Geist ein „Ego“ konstruiert.
  • Schmerzkörper: die Summe biographischen Leidens, die sich zu einem negativen quasi-autonomen Energiefeld verdichtet. Die Auflösung des Schmerzkörpers geschieht dann, wenn ein Mensch seine Identifikation mit dem Schmerzkörper durchbricht.

In einem Interview mit John Parker[12] führt er dies u. a. aus. Er habe verschiedenen Lehrern zugehört, die ihm geholfen hätten, seinen eigenen Zustand zu verstehen. Anfangs sei da Ajahn Sumedho, ein buddhistischer Abt gewesen. In London habe er einige Zeit mit Barry Long[13] verbracht. Bedeutung hätten auch besonders die Lehrer Krishnamurti und Ramana Maharshi gehabt. Er fühle, dass die Arbeit, die er tue, ein Zusammenkommen des „Lehrstromes“ von Krishnamurti und Ramana Maharshi sei.

Jetzt! Die Kraft der Gegenwart, das erste Buch von Tolle, wurde 1997 von Namaste Publishing veröffentlicht. Zwei Jahre später wurde das Buch in großem Umfang von New World Library neu aufgelegt.[5] Im Jahr 2000 empfahl Oprah Winfrey Jetzt! Die Kraft der Gegenwart in ihrer Zeitschrift O. Im August 2000 erreichte es die New York Times-Bestsellerliste für Ratschläge, Verschiedenes und Hardcover und zwei Jahre später die Nummer eins. Bis 2008 war das Buch aus dem Englischen in 33 Sprachen übersetzt worden. Im Juli 2011 stand es 102 Wochen lang auf der Liste der 10 meistverkauften Taschenbücher für Ratschläge und Sonstiges.[5][8][14]

Sein zweites Buch Stillness Speaks erschien im Jahr 2003.[15]

Im Jahr 2005 veröffentlichte Tolle Eine neue Erde.[2] Im Januar wählte Oprah Winfrey das Buch für ihren Buchclub aus, und es folgten hohe Verkaufszahlen. In den vier Wochen nach der Ankündigung wurden 3,5 Millionen Exemplare ausgeliefert. Bis Ende 2008 stand das Buch 46 Mal auf Platz eins der New York Times-Bestsellerliste.[9]

Künstlerische Rezeption

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In Ruben Fleischers Science-Fiction-Film Venom (2018) ist eine Ausgabe von Tolles Buch The Power of Now auf dem Nachttisch der Hauptfigur Eddie Brock (gespielt von Tom Hardy) zu sehen. Er hört das Hörbuch, um zu meditieren, nachdem er von dem titelgebenden Symbionten befallen wurde.

Der Roman Allegro Pastell (2020) des deutschen Schriftstellers Leif Randt beginnt mit einem Zitat von Tolle.

Der US-Rapper Kendrick Lamar bezieht sich in mehreren Tracks seines 2022 erschienenen Albums Mr. Morale & the Big Steppers textlich auf Tolle oder nutzt Samples von ihm im Intro.[16]

Filme und Tondokumente

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  • Jetzt! Die Kraft der Gegenwart. Kamphausen, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-933496-71-3 (Als Lesung des Autors auf 8 CDs).
  • Die Transformation des Bewusstseins. (Als DVD oder Video).
  • Freiheit von Gedanken. (Als DVD oder Video).
  • Torwege zum Jetzt. CD Die drei Techniken zu höherem Bewusstsein.
  • Freiheit von Gedanken. Kamphausen, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-95883-050-9 (3 Audio-CDs des Vortrags in Fürstenfeldbruck vom 9. Mai).
  • Es ist immer Jetzt! Kamphausen, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-89901-741-0 (5 CDs Audios der Vorträge in Zürich und Bern vom 11. und 15. Mai).
  • Finde die Stille in Dir Kamphausen, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-89901-968-1 (6 Audio-CDs).
  • Leben aus der Fülle des Seins, Kamphausen, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89901-133-3 (1 DVD-Video, bzw. 2 CDs Audio des Vortrages in Berlin am 15. September 2007).
  • Eine neue Erde: Bewusstseinssprung anstelle von Selbstzerstörung (Als Lesung des Autors auf 9 CDs).
  • Entdecke deine Bestimmung im Leben, Kamphausen, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-89901-206-4 (1 DVD eines Vortrags in Kalifornien, 2008 mit deutschen Untertiteln).
  • Leben im Jetzt – aber wie? Teil 1 und 2, Kamphausen, Bielefeld 2010, 1 DVD-Video (ISBN 978-3-89901-384-9) bzw. 2 Audio-CDs (ISBN 978-3-89901-431-0) der Vorträge in Karlsruhe (26. Oktober 2010) und 1 DVD-Video (ISBN 978-3-89901-385-6) bzw. 2 Audio-CDs (ISBN 978-3-89901-432-7) in Hannover (28. Oktober 2010).
  • Warum es wichtig ist, anders zu sein: Der legendäre Dialog mit Wayne W. Dyer, 1 DVD-Video mit deutscher Tonspur und Buch zum Gespräch auf Hawaii (29. Oktober 2011).

Einzelnachweise

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  1. Christian Kaiser: Der Guru im grünen Strickpullover. In: reformiert.info. 12. Dezember 2019, abgerufen am 18. November 2023.
  2. a b Jesse McKinley: The Wisdom of the Ages, for Now Anyway In: The New York Times, 23. März 2008. Abgerufen am 19. Oktober 2009 (englisch). 
  3. a b c d e f g Why now is bliss. 29. September 2003, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  4. Jetzt!: die Kraft der Gegenwart (Google Books)
  5. a b c d e Eckhart Tolle News. In: The New York Times. 2. Februar 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2009; abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  6. ‚Life’s Purpose‘ author Eckhart Tolle is serene, critics less so. In: USA Today. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2022; abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  7. a b Eckhart Tolle: This man could change your life. 20. Juni 2008, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  8. a b c Ken MacQueen: Eckhart Tolle vs. God. In: Macleans.ca. 22. Oktober 2009, abgerufen am 15. November 2023 (amerikanisches Englisch).
  9. a b Roger Friedman: Is Oprah Starting Her Own Cult? 25. März 2015, abgerufen am 15. November 2023 (amerikanisches Englisch).
  10. History | Dalai Lama Center for Peace and Education. 22. November 2010, abgerufen am 15. November 2023 (englisch).
  11. E. Tolle, Sri Aurobindo, deutsche Ausgabe, 1. Aufl. 2012, S. 81
  12. Auszug aus einem Interview von Eckhart Tolle mit John Parker (Memento vom 10. März 2005 im Internet Archive) (englisch)
  13. YouTube: Eckhart Tolle and his Aussie Mate
  14. WAM (Memento vom 21. Juli 2011 im Internet Archive)
  15. STILLNESS SPEAKS by Eckhart Tolle. Abgerufen am 15. November 2023.
  16. Mr. Morale and the Big Steppers auf Genius.com