Jens-Peter Ostendorf
Jens-Peter Ostendorf (* 20. Juli 1944 in Hamburg; † 7. März 2006 in Norderstedt) war ein deutscher Komponist und Pionier der experimentellen, neuen Musik.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits im Alter von 10 Jahren komponierte Jens-Peter Ostendorf; mit 14 Jahren spielte er seine Kompositionen vor; mit 17 führte er seine erste eigene Komposition öffentlich auf. Nach seinem Abitur am Gymnasium für Jungen in Eppendorf (heute Gymnasium Eppendorf) begann er 1964 mit dem Studium der Musiktheorie und Komposition an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg bei Ernst Gernot Klussmann und Diether de la Motte. Außerdem wurde er in Schulmusik und Dirigieren bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg ausgebildet. Seine Vorbilder waren György Ligeti, Steve Reich und Luigi Nono. 1968 ermöglichte ihm der Bach-Förderpreis, ein Stipendium der Stadt Hamburg, die Mitarbeit im Kompositionsstudio von Stockhausen und die Teilnahme an dessen Kollektivkomposition „Musik für ein Haus“ in Darmstadt.
Von 1969 bis 1978 war er Leiter der Abteilung Bühnenmusik am Thalia Theater Hamburg und gründete im selben Jahr die Gruppe „Hinz & Kunzt“, ein insbesondere der Arbeit Hans Werner Henzes verpflichtetes Ensemble für szenische Musik. Innerhalb der Gruppe „Hinz & Kunzt“ engagierte sich Ostendorf besonders bei Henzes „Cantiere“ im toskanischen Montepulciano, wo sich später die Musikhochschule Köln einrichtete.[1]
1972 begann er mit dem Studium der experimentellen Musik und nahm das Studium der experimentellen Phonetik an der Universität Hamburg auf. 1973/74 erhielt er ein Villa-Massimo-Stipendium der Deutschen Akademie in Rom. Dort befreundete er sich mit dem französischen Komponisten Gérard Grisey, Mitbegründer der Gruppe „L’Itinéraire“, deren materialorientierte Ästhetik Ostendorf seither teilte. Die römischen Werkstattgespräche animierten Ostendorf zu einer intensiven Beschäftigung mit den physikalischen Voraussetzungen der Klangfarbe. 1976 folgten weitere Einladungen der Villa Massimo und 1977 ein Arbeitsaufenthalt in die Villa Romana nach Florenz.
1979 löste Ostendorf sein Engagement mit dem Thalia Theater Hamburg und war als freischaffender Komponist tätig.
Zunächst reiste er studienhalber in die Sahara und zur Insel Djerba, machte Tonbandaufzeichnungen von Tuaregg-Gesängen und Liedern der Djerba-Juden. Ein Halbjahres-Stipendium in der Cité Internationale des Arts in Paris schloss sich an.
1980 arbeitete Ostendorf am renommierten Pariser IRCAM-Institut (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) und erhielt eine Professur für Musiktheorie, Komposition und Analyse an der Universität Bremen. Einer seiner Schüler war Peter Friemer. 1981 und 1983 bereiste er Kuba, um musikalische und musiksoziologische Studien durchzuführen. Dort nahm er teil am Kongress für elektronische und Computermusik und betreute Sendungen des Kubanischen Rundfunks in Havanna.
Im Rahmen der Komponistenwettbewerbe der Hamburger Staatsoper wurde am 15. Februar 1982 seiner Oper William Ratcliff nach Heinrich Heine an der Opera Stabile, der experimentellen Bühne der Hamburger Oper, uraufgeführt.[2]
Damit fanden Ostendorffs Kompositionen nationale Beachtung, denn die gesamte Tragödie Ratcliffs wurde vom Komponisten als eine Übereinanderschichtung verschiedener Bilder begriffen, ein Zusammenspiel von Schauspiel, Gesang, Pantomime, Hörspiel, Stimmen und dialogischen Selbstgesprächen mit Live-Orchester, Bild- und Bandaufnahmen. Seine zweite Oper, namens Murieta, nach Pablo Nerudas Glanz und Tod Joaquin Murieta, war ein Auftragswerk der Kölner Oper, die dort am 25. Oktober 1984 dort uraufgeführt wurde.[3] Seine vierte Oper Questi Fantasmi...! wurde am 5. Dezember 1992 vom Stadttheater Koblenz uraufgeführt als Auftragswerk zur 2000-Jahr-Feier der Stadt.[4]
Diese Uraufführungen machten Ostendorf als Neuerer des Musiktheaters bekannt, so dass 1987 die Stadt Gütersloh ein sechstägiges Ostendorf-Porträt feierte. Dazu komponierte er die Orchesterwerke Mein Wagner (1983) und Psychogramme (1984), die daraufhin im Rahmen der Tage „Neue Musik aus der Bundesrepublik“ eine Einladung nach Kiew erhielten und dort zusammen mit seiner Oper William Ratcliff erstaufgeführt wurden.
Jens-Peter Ostendorf lebte und arbeitete in Hamburg und Formentera/Spanien. Er schrieb neben Opern für modernes Musiktheater auch Filmmusiken. Mitte der 90er Jahre versiegte sein Schaffen infolge einer unheilbaren Erkrankung.
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Musik für die Filme:
Werke für Musiktheater:
U-Musik:
Elektronische Musik:
Ensemblemusik:
Konzertmusik:
Hörspielmusik:
|
Orchesterwerke:
Kammermusik:
|
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Jens-Peter Ostendorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie und Werke auf sikorski.de
- Bericht vom 18. März 2006: Der Hamburger Komponist Jens-Peter Ostendorf ist tot auf abendblatt.de
- ZDF Sendung. Bericht mit Interview und Opernausschnitten von 1992
- Jens-Peter Ostendorf im Lexikon des internationalen Films
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ostendorf Jens Peter auf media.sikorski.de, abgerufen am 15. September 2013. (PDF; 123 kB).
- ↑ William Ratcliff Musiktheater in 3 Akten auf sikorski.de, abgerufen am 15. September 2013.
- ↑ Ostendorf, Jens-Peter (Komponist) – Ostendorf, Jens-Peter (Libretto) (Autor) Murieta auf theatertexte.de, abgerufen am 15. September 2013.
- ↑ Ostendorf, Jens-Peter (Komponist) – Ostendorf, Jens-Peter (Libretto) (Autor) Questi Fantasmi…! auf theatertexte.de, abgerufen am 15. September 2013.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Ostendorf, Jens-Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist |
GEBURTSDATUM | 20. Juli 1944 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 7. März 2006 |
STERBEORT | Norderstedt |