Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG)

Logo
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1996
Sitz Hannover, Deutschland Deutschland
Leitung Carmen Schwabl (Sprecherin der Geschäftsführung)

Christian Berndt (Geschäftsführer)

Mitarbeiterzahl 73 (2020)[1]
Umsatz 66 TEUR (2020)
Branche ÖPNV-Aufgabenträger
Website https://www.lnvg.de
Stand: 6. September 2023

Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) ist ein 1996 gegründeter Aufgabenträger für den schienengebundenen Nahverkehr in Niedersachsen. Sie ist eine hundertprozentige Tochter des Landes und hat ihren Sitz in Hannover.

Aufgaben der LNVG

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Bahnreform wurde 1996 im Rahmen der Regionalisierung die Verantwortung für den öffentlichen Nahverkehr in die Hände der jeweiligen Bundesländer gelegt. In Niedersachsen wurde daraufhin die LNVG als landesweite Bestellerorganisation gegründet. Das zu 100 Prozent im Besitz des Landes Niedersachsen befindliche Unternehmen ist für die Bestellung, Planung und Koordination der Nahverkehrsleistungen im Großteil des Landes zuständig. Nicht im Planungsgebiet der LNVG liegt die Umgebung der Landeshauptstadt, für die die Region Hannover zuständig ist, sowie der östliche Teil von Niedersachsen, für den der Zweckverband Großraum Braunschweig gegründet wurde.

Die LNVG hat seit 1996 auch die Möglichkeit, Linien des Nahverkehrs europaweit auszuschreiben, um so durch Wettbewerb den wirtschaftlich günstigsten Betreiber zu ermitteln, der daraufhin den Auftrag zur Bedienung der entsprechenden Leistungen erhält. Stand 2024 laufen folgende Verkehrsverträge, die unter Federführung der LNVG ausgeschrieben oder freihändig vergeben wurden:[2][3]

Netz Linien Laufzeit 1 EVU
Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen (RSBN)

Bremen-Farge–Verden (RS 1)
Bremerhaven–Twistringen (RS 2)
Bremen–Oldenburg (RS 3)
Bremen–Bad Zwischenahn (RS 30)
Bremen–Nordenham (RS 4)
Rotenburg–Verden (RS 6)

2022–2036 NordWestBahn
Dieselnetz Niedersachsen-Mitte

Bremen–Uelzen (RB 37)
Hannover–Buchholz(–HH-Harburg) (RB 38)
Bünde–Hildesheim (RB 77)
Hildesheim–Bodenburg (RB 79)

2021–2029 Regionalverkehre Start Deutschland
Weser-Elbe-Netz Cuxhaven–Buxtehude (RB 33) 2021–2025 evb
Expresskreuz Bremen/Niedersachsen

Norddeich–Hannover (RE 1)
Bremerhaven–Hannover (RE 8)
Bremerhaven–Osnabrück (RE 9)

2013–2024 DB Regio (Nord)
Dieselnetz Niedersachsen-Südost Los 1 (DINSO)

Braunschweig–SZ-Lebenstedt (RB 44/48)
Braunschweig–Schöppenstedt (RB 45)
Braunschweig–Herzberg (RB 46)
Göttingen–Nordhausen (RB 80)
(Bodenfelde–)Northeim–Nordhausen (RB 81)
(Göttingen–)Kreiensen–Bad Harzburg (RB 82)

2014–2029 DB Regio (Nord)
Dieselnetz Niedersachsen-Südost Los 2 (DINSO)

Hannover–Bad Harzburg (RE 10)
Lüneburg–Dannenberg (RB 32)
Braunschweig–Bad Harzburg (RB 42)
Braunschweig–Goslar (RB 43)
Braunschweig–Uelzen (RB 47)

2014–2029 erixx
Mittelland (EMIL)

Münster–Emden (RE 15)
Rheine–Braunschweig (RE 60)
Bielefeld–Braunschweig (RE 70)

2015–2030 Westfalenbahn
Teilnetz Weser-Ems

Wilhelmshaven–Osnabrück (RE 18)
Wilhelmshaven–Bremen (RE 19)
Bremen–Osnabrück (RB 58)
Wilhelmshaven–Esens (RB 59)

2016–2026 NordWestBahn
Hanse-Netz 2018+

(Uelzen–)Hannover–Göttingen (RE 2)
Hamburg–Uelzen(–Hannover) (RE 3)
Hamburg–Lüneburg (RB 31)
Hamburg–Bremen (RE 4, RB 41)

2018–2033 2 Metronom
RE Unterelbe Hamburg Hbf–Cuxhaven (RE 5) 2018–2027 Regionalverkehre Start Deutschland
Bad Bentheim – Neuenhaus Bad Bentheim–Neuenhaus (RB 56) Juli 2019–2036 Bentheimer Eisenbahn
RE 62 Rheine – Osnabrück – Löhne[4] Rheine–Löhne (RE 62) 2023–2030 DB Regio
1 
Wenn kein Datum angegeben ist, zum Fahrplanwechsel
2 
Aufhebung des Vertrags zum Juni 2026 vereinbart

Die LNVG ist auch für die Koordination und Bewilligung von Fördermitteln für Investitionen und für die Liniengenehmigung im straßengebundenen ÖPNV zuständig. Außerdem werden Fördermittel für den Öffentlichen Personennahverkehr koordiniert und bewilligt. Die Finanzhilfen werden für Projekte im SPNV, im straßengebundenen ÖPNV sowie für nichtbundeseigene Eisenbahnen gewährt.

Landeseigener Fahrzeugpool

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Pool-Triebwagen der LNVG, vermietet an die NordWestBahn, im Bahnhof Esens
Doppelstockwagen, unterwegs für die metronom Eisenbahngesellschaft
Metronom Steuerwagen im neuen Design

Eine Besonderheit der LNVG ist der landeseigene Fahrzeugpool. Für einige Ausschreibungen von SPNV-Leistungen in Niedersachsen werden die Fahrzeuge vor der Vergabe von der LNVG beschafft und zur Nutzung vorgegeben. Dabei tritt die LNVG als Vermieter der Fahrzeuge auf.

Die Vorlaufzeit zur Betriebsaufnahme eines SPNV-Netzes kann so verkürzt werden, da die Fahrzeuge bereits vor der Veröffentlichung der Ausschreibung geordert werden. Die Wartezeit bei Fahrzeugbestellungen wird somit eingespart und die Zeit von der Vergabe zur Betriebsaufnahme auf rund ein Jahr verkürzt.

Auch sollte durch diese Maßnahme privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen, die noch nicht oder nur in sehr geringem Umfang am Markt vertreten sind, eine möglichst gerechte Ausgangsbasis geboten werden, um ihnen so den Markteinstieg zu erleichtern.

Bei mehreren gleichzeitig laufenden Ausschreibungen konnte die LNVG zusätzlich durch Sammelbestellungen den Anschaffungspreis drücken, da stets die gleichen Fahrzeuge beschafft wurden. Derzeit umfasst der Fahrzeugpool folgende Fahrzeuge:

Baureihe Fahrzeugtyp Anzahl Vermietet an
648 Lint 41 92 NWB, evb, Regionalverkehre Start Deutschland GmbH
623 Lint 41/H 6 NWB
622 Lint 54 28 erixx
146.1 TRAXX

(P160 AC1)

10 metronom
146.2 TRAXX 2

(P160 AC2)

18 metronom
147.5 TRAXX 3

(P160 AC3)

2 metronom[5]
246 TRAXX

(P160 DE)

8 Regionalverkehre Start Deutschland GmbH

Hinzu kommen 220 Doppelstockwagen für metronom (38 davon ab Dezember 2018 für Regionalverkehre Start Deutschland[6]). Alle Fahrzeuge sind in den Markenfarben blau, gelb, grau und weiß lackiert, die verbindlich vorgegeben sind. Im September 2020 wurden 14 zusätzliche Doppelstockwagen bestellt, welche den Bestand ab [veraltet] Herbst 2022 auf 246 Wagen erhöhen soll.[7]

Neben dem Fahrzeugpool unterstützt die LNVG die Bahngesellschaften aber auch bei der Fahrzeugbeschaffung, so wurden beispielsweise die vierzig Elektrotriebwagen der Baureihe 424 für die S-Bahn Hannover ganz oder teilweise gefördert.

Eine Beschwerde gegen den Fahrzeugpool, die DB Regio im Juni 2004 eingelegt hatte, wies das Oberlandesgericht Celle mit Urteil vom 2. September 2004 zurück.[8][9]

Im November 2017 unterzeichnete die LNVG die Verträge für die Beschaffung und Wartung von 14 Triebwagen des Typs iLINT, welche von Alstom in Salzgitter hergestellt und von Brennstoffzellen angetrieben werden. Diese kommen zuerst bei den evb zum Einsatz.[10]

Die LNVG gab am 25. Februar 2021 bekannt, 34 neue Triebzüge vom Typ Alstom Coradia Stream HC für das Expresskreuz Bremen/Niedersachsen bestellt zu haben, welche Alstom außerdem für 30 Jahre warten soll. Ursprünglich war ein Planbetrieb ab 2024 vorgesehen.[11] Nach mehreren Verzögerungen ist vorgesehen, dass 20 der 34 Fahrzeuge ab Ende 2025 zum Einsatz kommen, die übrigen Fahrzeuge ab Mitte 2026.[12]

Modernisierungsprogramm für Bahnhöfe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen des Programms „Niedersachsen ist am Zug“, das den Zweck hat, den Schienenpersonennahverkehr attraktiver zu gestalten, wurde 2003 damit begonnen, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn die Bahnhöfe und Haltepunkte in Niedersachsen zu modernisieren. Zunächst wurden bis 2004 in einem Sofortprogramm 156 kleine und mittelgroße Stationen umgebaut, wofür insgesamt 13 Millionen Euro investiert wurden. Im Juli 2004 startete das große Bahnhofsprogramm, für das rund 85 Millionen Euro investiert werden sollten. Inhalt dieses neuen Programms ist die umfangreiche Modernisierung 32 größerer Bahnhöfe wie Bad Pyrmont, Goslar, Bad Bevensen und Uelzen. Unter anderem zählen die Anhebung der Bahnsteige, barrierefreie Zugänge wie Rampen oder Aufzüge sowie die Sanierung oder der Neubau von Bahnsteigdächern und Zugangstunneln zu den Maßnahmen.

Im Rahmen des Programms „Niedersachsen ist am Zug II“ wurden weitere 37 Stationen ausgebaut. Seit 2016 bis voraussichtlich 2026 folgt „Niedersachsen ist am Zug III“.[13]

Landes-Tarif Niedersachsen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 9. Juni 2013 gibt es einen verkehrsverbundübergreifenden Eisenbahntarif Niedersachsentarif für das gesamte Bundesland Niedersachsen.

Nachfrageentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fahrgastnachfrage im niedersächsischen SPNV konnte seit der Regionalisierung erheblich gesteigert werden. So stieg die Zahl der Reisendenkilometer von 2,4 Milliarden im Jahr 2000[14] auf 4,75 Milliarden im Jahr 2013, was fast eine Verdoppelung darstellt. Zwischen 2008 und 2013 stieg die Zahl um 32 %. Der Bundesdurchschnitt lag hingegen nur bei 10 %.[15]

  • Jürgen Hörstel: Nahverkehr in Niedersachsen – 10 Jahre Regionalisierung zwischen Ems und Harz, Eisenbahn-Bildarchiv (Band 24), EK-Verlag GmbH, Freiburg, 2006. ISBN 3-88255-363-4
  • Achim Uhlenhut: Der Landeslokverleih, Regionalverkehr (Heft 2/2006)
Commons: Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Beteiligungsbericht 2021. Niedersächsisches Finanzministerium, 2021, abgerufen am 6. September 2023.
  2. Vergabeverfahren, Liste. LNVG, abgerufen am 3. April 2020.
  3. Gesamtbericht der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) über die Vergabe öffentlicher Dienstleistungsaufträge nach Art. 7 Abs. 1 VO 1370 für das Jahr 2019. Abgerufen am 10. Januar 2021.
  4. DB Regio gewinnt neue Linie RE 62 Rheine – Osnabrück – Löhne. Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, 18. Januar 2023, abgerufen am 28. März 2024.
  5. LNVG/METRONOM: NEUE TRAXX-LOKOMOTIVEN VERSTÄRKEN FUHRPARK. In: Bahn Manager. 19. Oktober 2020, abgerufen am 29. Oktober 2020 (deutsch).
  6. Pressemitteilung der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen: DB Regio setzt sich gegen metronom durch (Memento vom 28. März 2018 im Internet Archive), 4. Oktober 2016, abgerufen am 20. Oktober 2016.
  7. Mehr Platz für Fahrgäste - LNVG kauft 14 Waggons. In: Presseinformation der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG). 22. September 2020, abgerufen am 9. Juli 2022 (deutsch).
  8. Meldung Oberlandesgericht bestätigt Fahrzeugpool der LNVG. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11/2004, ISSN 1421-2811, S. 484.
  9. Nachricht vom 6. September 2004: OLG Celle bestätigt Fahrzeugpool der LNVG (Memento vom 9. Januar 2014 im Internet Archive).
  10. DVV Media Group GmbH: Niedersachsen: Verträge für 14 iLint unterzeichnet. In: Eurailpress. (Online [abgerufen am 26. Februar 2018]).
  11. Land kauft 34 neue Züge für den Regionalverkehr in Niedersachsen. LNVG-Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, abgerufen am 25. Februar 2021.
  12. Zugauslieferung für Nordwesten verzögert sich erneut – Besteller fassungslos. In: Bahnblogstelle. 29. August 2024, abgerufen am 29. August 2024.
  13. Bahnsteigaufhöhungen, barrierefreie Zuwegungen sowie Bahnsteigausstattungen (Memento vom 31. Juli 2015 im Internet Archive)
  14. Verkehrsnachfrage im SPNV in Niedersachsen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), LNVG
  15. Bahnfahren in Niedersachsen immer beliebter. (PDF; 42,6 kB) LNVG, 7. Oktober 2014, archiviert vom Original am 16. Oktober 2014; abgerufen am 11. Oktober 2014.