Landkreis Grimmen
Der Landkreis Grimmen (ursprünglich Kreis Grimmen) war ein Landkreis, der in der preußischen Provinz Pommern und seit 1946 im Land Mecklenburg-Vorpommern der SBZ bzw. DDR bis 1952 bestand. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zu den Landkreisen Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern.
Verwaltungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schwedisch-Pommern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebiet des späteren Landkreises gehörte seit dem Dreißigjährigen Krieg zu Schwedisch-Pommern. Ab 1806 kam es in Schwedisch-Pommern zu einer tiefgreifenden Veränderung der Staatsverfassung, zu der auch eine neue territoriale Einteilung gehörte, und zwar in der Folge des Staatsstreichs durch König Gustavs IV. Adolf im Juni 1805. Schwedisch-Pommern wurde 1806 in die vier Ämter (schwedisch: Härade) Bergen, Franzburg, Greifswald und Grimmen gegliedert. Das Amt Grimmen wurde aus dem Gebiet der vormaligen königlichen Ämter Loitz, Grimmen und Tribsees sowie dem adligen Distrikt Loitz-Grimmen-Tribsees gebildet.[1] Amtssitz wurde zunächst Loitz als größte Stadt des Gebietes, in der auch zuvor der Loitzer Amtshauptmann seinen Sitz hatte und wo die adligen Distriktskonvente abgehalten wurden.
Preußen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Wiener Kongress kam Schwedisch-Pommern an das Königreich Preußen und wurde dort zum Regierungsbezirk Stralsund der Provinz Pommern. Aus den 1806 gebildeten schwedischen Ämtern wurden preußische Landkreise, darunter aus dem Amt Grimmen der Kreis Grimmen, der seinerzeit auch Grimmener Kreis genannt wurde.[2] Das Landratsamt befand sich seit 1818 in Grimmen.
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte Preußen zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Der Kreis umfasste 1871 drei Städte, 42 Landgemeinden und 149 selbständige Gutsbezirke.[3] Zum 1. Juli 1874 wurden die ehemaligen Weichbildsteile der Stadt Demmin aus dem Kreis Grimmen in den Kreis Demmin umgegliedert.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Grimmen wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und entweder benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden, z. B. Passow, Trissow, Böken und Groß Zastrow zur Gemeinde Görmin, oder eigene neue Landgemeinden bildeten, z. B. die Gemeinde Jargenow aus den Gutsbezirken Jargenow und Göslow. Zum 1. Oktober 1932 wurde der Regierungsbezirk Stralsund aufgelöst. Der Kreis Grimmen kam zum Regierungsbezirk Stettin. Er umfasste 1939 die drei Städte Grimmen, Loitz und Tribsees sowie 64 weitere Gemeinden.[4] Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt.
Sowjetische Besatzungszone / Deutsche Demokratische Republik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Sowjetischen Besatzungszone bestand der nunmehr Landkreis Grimmen genannte Kreis zunächst unverändert weiter. Am 1. Januar 1949 wechselte die Gemeinde Beestland in den Landkreis Demmin.[5] Bei der Kreisreform von 1950 wechselten die Gemeinden Mesekenhagen mit Frätow und Gristow in den Landkreis Greifswald sowie die Gemeinden Wotenick und Seedorf in den Landkreis Demmin.[6] Eine völlige Neuordnung fand dann am 25. Juli 1952 statt:
- Das südliche Kreisgebiet mit der Stadt Loitz sowie den Gemeinden Düvier, Görmin, Nossendorf, Sassen, Trantow und Vorbein kam zum Kreis Demmin im Bezirk Neubrandenburg.
- Die Stadt Tribsees sowie ihre Umlandgemeinden Abtshagen, Gremersdorf, Papenhagen und Siemersdorf kamen zum neuen Kreis Stralsund-Land.
- Aus dem restlichen Gebiet wurde der Kreis Grimmen gebildet.
- Die Kreise Grimmen und Stralsund-Land wurden dem Bezirk Rostock zugeordnet.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1816 | 22.446 | [7] |
1846 | 35.344 | [8] |
1871 | 37.173 | [3] |
1890 | 34.576 | [4] |
1900 | 35.450 | [4] |
1910 | 36.954 | [4] |
1925 | 40.150 | [4] |
1933 | 41.065 | [4] |
1939 | 41.805 | [4] |
1946 | 75.537 | [9] |
Landräte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1818–1846 August Friedrich von Mühlenfels
- 1846–1852 von Bärenfels
- 1852–1863 Gustav von Hagenow (1813–1876)
- 1863–1865 Ludwig Ferdinand Hermann Siehr (1832–1885)
- 1868–1877 Ernst von Keffenbrinck-Griebenow (1824–1900)
- 1877–1882 Wilhelm von Jagow
- 1882–1892 Gustav von Hagenow (1841–1908)
- 1892–1899 Ernst Osterroht (* 1858)
- 1900–1911 Axel von Maltzahn
- 1912–1920 von Kusserow
- 1919 kommissarisch Fritz von Hennigs
- 1921–1936 Karl Brauns
- 1937–1938 Gustav Berlin (1878–1955) (vertretungsweise)
- 1938–1939 Horst Hacker (* 1905)
- 1939–1945 Walter Hachtmann
- 1950–1952 Adolf Giese (1906–1969)
Kommunalverfassung bis 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kreis Grimmen gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Städte und Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stand 1939
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kreis Grimmen umfasste 1939 drei Städte und 64 weitere Gemeinden:[4]
Vor 1939 aufgelöste Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Neu Elmenhorst und Groß Elmenhorst, 1921 zu Elmenhorst
- Gülzow Dorf, vor 1935 zu Poggendorf
- Klein Bisdorf, vor 1935 zu Griebenow
- Klein Rakow, vor 1935 zu Rakow
- Neu Ahrendsee, vor 1935 zu Zarrendorf
- Neu Miltzow, vor 1935 zu Miltzow
- Wüstenbilow, vor 1935 zu Poggendorf
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 208–215 (Google Books).
- Joachim Wächter: Änderungen der Verwaltungsgebiete Vorpommerns seit 1945. In: Bert Becker, Kyra T. Inachin (Hrsg.): Pommern zwischen Zäsur und Kontinuität: 1918, 1933, 1945, 1989. Helms, Schwerin 1999, ISBN 3-931185-50-8, S. 269–281.
- Joachim Wächter: Grenzen und Verwaltungsgebiete Schwedisch-Vorpommerns 1806 und ihre weitere Entwicklung. In: Ivo Asmus (Hrsg.): Geographische und historische Beiträge zur Landeskunde Pommerns. Eginhard Wegner zum 80. Geburtstag. Helms, Schwerin 1998, ISBN 3-931185-48-6, S. 281–287.
- Gerhard Strübing: Kreis Grimmen, ein Grundriß der Geschichte. Hrsg. Rat des Kreises Grimmen 1989.
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Grimmen in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Landkreis Grimmen Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 7. Dezember 2014.
- Städte, Gemeinden und Gutsbezirke 1910
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Friedrich Hermann Sonnenschmidt (Hrsg.): Sammlung der für Neu-Vorpommern und Rügen in den Jahren 1802 bis Schluss 1817 ergangenen Gesetze. Band 1. Stralsund 1844, S. 288 (Digitalisat – Königlicher Erlass vom 9. Juli 1806).
- ↑ Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. IV. Teil, Band I. W. Dietze, Berlin 1866, Territorialgeschichte von Neu-Vorpommern und Rügen, S. 1 (Digitalisat).
- ↑ a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
- ↑ a b c d e f g h Michael Rademacher: Landkreis Grimmen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ GenWiki: Beestland (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ GenWiki: Landkreis Grimmen
- ↑ Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Stralsund, S. 229 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- ↑ Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 317 (Digitalisat).
- ↑ Volkszählung 1946