Ludwig VI. (Hessen-Darmstadt)
Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt (* 25. Januar 1630 in Darmstadt; † 24. April 1678 ebenda) war von 1661 bis zu seinem Tode Landgraf von Hessen-Darmstadt.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ludwig war der älteste Sohn des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt (1605–1661) aus dessen Ehe mit Sophie Eleonore (1609–1671), Tochter des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen. Nach dem Tod seines Vaters wurde er 1661 Landgraf von Hessen-Darmstadt.
1661 wurde er durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Ihm wurde als Gesellschaftsname der Unerschrockene verliehen und als Motto vor Hitz und Kälte. Als Emblem wurde ihm Holzmangold zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich Landgraf Ludwigs Eintrag unter der Nr. 774. In der Gesellschaft wurde er ein enger Freund des Herzogs Friedrich I. von Sachsen-Gotha, dessen Schwester er 1666 heiratete, und betätigte sich auch schriftstellerisch. Nach dem Tod seiner ersten Frau verfasste er zahlreiche Gedichte.
1669 ließ er ein Gestüt in Wembach einrichten und stattete das landgräfliche Gut zu Wembach 1671 mit Jagd- sowie Lusthaus aus, Landgraf Ludwig VI. verweilte gerne in Wembach und nutzte das Hofgut zur Erholung. Das Gut war so ausgebaut, dass der Landgraf es jederzeit als Residenz nutzen konnte.[1] Leiter dieser Arbeiten am Hofgut zu Wembach war der aus Füssen stammende Maurer Thomas Kraft.[2]
Er berief den Theologen und Pietisten Johann Winckler als Pfarrer nach Homburg und bestellte Wolfgang Carl Briegel zu seinem Hofkapellmeister. Durch seinen Ankauf der Bibliothek des Johann Michael Moscherosch wurde die Schloss- und Hofbibliothek Darmstadt eigentlich begründet. Er erwarb 1662 endgültig die Herrschaft Eberstadt mit Burg Frankenstein. Im selben Jahr ließ er den Glockenbau im Darmstädter Schloss errichten.
Im Alter von 48 Jahren starb Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt am 24. April 1678 in Darmstadt. In seinem Testament hatte er seine zweite Frau zur Regentin bestimmt und ihr zwei adelige und zwei gelehrte Räte beigesetzt.
Ehen und Nachkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 24. November 1650 heiratete Ludwig VI. Maria Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf (1634–1665), Tochter von Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf. Sie hatten zusammen acht Kinder:
- Magdalene Sybille (1652–1712) ⚭ 1673 Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg (1647–1677)
- Sophie Eleonore (*/† 1653)
- Georg (1654–1655), Erbprinz
- Marie Elisabeth (1656–1715) ⚭ 1676 Herzog Heinrich von Sachsen-Römhild (1650–1710)
- Auguste Magdalene (1657–1674)
- Ludwig VII. (1658–1678), Landgraf von Hessen-Darmstadt (1678)
- Friedrich (1659–1676)
- Sophie Marie (1661–1712) ⚭ 1681 Herzog Christian von Sachsen-Eisenberg (1653–1707)
Seit dem 5. Dezember 1666 war Ludwig VI. verheiratet mit Elisabeth Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg (1640–1709), Tochter von Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Sie hatten zusammen acht Kinder:
- Ernst Ludwig (1667–1739), Landgraf von Hessen-Darmstadt (1678–1739)
- ⚭ 1. 1687 Prinzessin Dorothea Charlotte von Brandenburg-Ansbach (1661–1705)
- ⚭ 2. (morg.) 1727 Luise Sophie von Spiegel, Gräfin von Epstein (1690–1751)
- Georg (1669–1705), kaiserlicher Feldmarschall, Vizekönig von Katalonien
- Sophia Louisa (1670–1758) ⚭ 1688 Fürst Albrecht Ernst II. von Oettingen-Oettingen (1669–1731)
- Philipp (1671–1736), kaiserlicher Feldmarschall und Gouverneur von Mantua
- ⚭ 1693 Prinzessin Marie Therese von Croy (1673–1714)
- Johann (1672–1673)
- Heinrich (1674–1741), kaiserlicher Offizier
- Elisabeth Dorothea (1676–1721) ⚭ 1700 Landgraf Friedrich III. Jakob von Hessen-Homburg (1673–1746)
- Friedrich (1677–1708), Domherr zu Köln und Breslau, russischer Generalleutnant
- ⚭ 1704 Petronella von Stockmans (1677–1751)
Aufgrund der am 15. April 1678 in Darmstadt versehenen Patenstelle bei dem Sohn des Soldaten Krafft, kursierten Annahmen, dass der Täufling ein illegitimer Sohn des Landgrafen sein könnte, den dieser mit seiner zum Schein an den besagten Soldaten verheirateten Mätresse erzeugt haben soll. Diese Annahme wurde jedoch urkundlich widerlegt.[3] Zu einem komplett entgegengesetzten Schluss kommt eine weitere Arbeit aus dem Jahre 2024. In einer weitreichenden Indizienkette werden hier nicht nur die Eintragungen aus den Kirchenbüchern gewertet, sondern eine genaue Analyse der weiteren Quellen aus dem landgräflichen Umfeld herangezogen. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass die Gesamtheit der Indizien eindeutig für eine Vaterschaft des Landgrafen bei den Söhnen der Klara Franziska von Baden, verh. Krafft, namens Ludwig Wilhelm Krafft und Ludwig Christian Krafft sprechen.[4]
Vorfahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Georg I. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1547–1596) | |||||||||||||
Ludwig V. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1577–1626) | |||||||||||||
Magdalena zur Lippe (1552–1587) | |||||||||||||
Georg II. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1605–1661) | |||||||||||||
Johann Georg Kurfürst von Brandenburg (1525–1598) | |||||||||||||
Magdalena von Brandenburg (1582–1616) | |||||||||||||
Elisabeth von Anhalt (1563–1607) | |||||||||||||
Ludwig VI. Landgraf von Hessen-Darmstadt | |||||||||||||
Christian I. Kurfürst von Sachsen (1560–1591) | |||||||||||||
Johann Georg I. Kurfürst von Sachsen (1585–1656) | |||||||||||||
Sophie von Brandenburg (1568–1622) | |||||||||||||
Sophie Eleonore von Sachsen (1609–1671) | |||||||||||||
Albrecht Friedrich von Preußen (1553–1618) | |||||||||||||
Magdalena Sibylle von Preußen (1586–1659) | |||||||||||||
Marie Eleonore von Jülich-Kleve-Berg (1550–1608) | |||||||||||||
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Arenfeldt, Martin Kohlrausch, Xenia von Tippelskirch, Regina Schulte: Der Körper der Königin S. 145
- Pauline Puppel: Die Regentin, S. 107
- Konrad Kretschmer: Historische Geographie von Mitteleuropa S. 508
- Hoch-Fürstlich-Hessischer Tugend- und Ehren-Tempel: u. a. Huldigungstexte – Darmstadt, 1685 ff. Digitalisat
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- https://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?Hessische_Landes-_Und_Hochschulbibliothek_(Darmstadt)
- Hessen-Darmstadt, Ludwig VI. Landgraf von. Hessische Biografie. (Stand: 12. Februar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilhelm Diehl: Hessische Volksbücher. Band 37/38. Selbstverlag Wilhelm Diehl, 1918, ZDB-ID 991403-1, S. 49–50.
- ↑ Richard Dertsch: Festschrift zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des Heiligen Magnus. Hrsg.: Stadt Füssen. Füssen 1950, OCLC 18915760, S. 58.
- ↑ Marcel Christian Bossler: Waren die Brüder Ludwig Wilhelm und Ludwig Christian Krafft aus Nieder-Modau „Prinzen“ oder Soldatensöhne? Eine urkundliche Untersuchung zum Thema Hessenblut. In: Hessische Familienkunde. Band 46, Heft 2, 2023, ISSN 0018-1064, S. 75–77.
- ↑ Olaf Vieweg: Klara Franziska von Baden und ihre Kinder, 2024. https://d-nb.info/1318172365
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Georg II. | Landgraf von Hessen-Darmstadt 1661–1678 | Ludwig VII. |
Personendaten | |
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NAME | Ludwig VI. |
ALTERNATIVNAMEN | Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt |
KURZBESCHREIBUNG | Landgraf von Hessen-Darmstadt |
GEBURTSDATUM | 25. Januar 1630 |
GEBURTSORT | Darmstadt |
STERBEDATUM | 24. April 1678 |
STERBEORT | Darmstadt |