Wesenitz
Wesenitz | ||
Wesenitz in Helmsdorf (gesamter Flusslauf) | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 53716 | |
Lage | Sachsen, Deutschland | |
Flusssystem | Elbe | |
Abfluss über | Elbe → Nordsee | |
Quelle | im Hohwald am Valtenberg aus dem Mundloch des Valentin-Erbstollens 51° 4′ 7″ N, 14° 16′ 40″ O | |
Quellhöhe | 515 m ü. NHN | |
Mündung | im Pirnaer Stadtteil Pratzschwitz in die ElbeKoordinaten: 50° 57′ 50″ N, 13° 53′ 39″ O 50° 57′ 50″ N, 13° 53′ 39″ O | |
Mündungshöhe | 115 m ü. NHN | |
Höhenunterschied | 400 m | |
Sohlgefälle | 4,8 ‰ | |
Länge | 83 km | |
Einzugsgebiet | 278 km² | |
Abfluss am Pegel Elbersdorf[1] AEo: 227 km² Lage: 16,5 km oberhalb der Mündung |
NNQ (25.02.1964) MNQ 1921–2015 MQ 1921–2015 Mq 1921–2015 MHQ 1921–2015 HHQ (06.07.1958) |
0 l/s 723 l/s 2,15 m³/s 9,5 l/(s km²) 24,4 m³/s 62,7 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Langenwolmsdorfer Bach | |
Rechte Nebenflüsse | Gruna, Schullwitzbach | |
Mittelstädte | Pirna | |
Kleinstädte | Bischofswerda, Stolpen | |
Gemeinden | Steinigtwolmsdorf, Neukirch/Lausitz, Schmölln-Putzkau, Großharthau, Lohmen, Dürrröhrsdorf-Dittersbach |
Die Wesenitz (obersorbisch Wjazońca) ist ein rechter Nebenfluss der Elbe in Sachsen. Der Name stammt von wjaz, dem obersorbischen Wort für „Ulme“.[2][3]
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wesenitz entspringt im Hohwald, einem Teil des Lausitzer Berglands, in 515 m Höhe[3] am Valtenberg aus dem Mundloch des Valentin-Erbstollens, einem alten Bergwerk.
Sie fließt durch Neukirch, Bischofswerda, nahe an Stolpen vorbei und passiert bei Dürrröhrsdorf an der sogenannten Teufelskanzel die Lausitzer Verwerfung, wo sie in den Elbsandstein eintritt. Hier durchfließt sie den Liebethaler Grund. Im Pirnaer Stadtteil Pratzschwitz mündet sie in die Elbe.[4] Die präglaziale Wesenitz hat möglicherweise ihren Lauf in Oberneukirch nach Osten durch die Wilthener Talwanne in die Spree gehabt, Moränen und Schottermassen am Nordfuß des Dahrener Berges sorgten demnach für den heutigen Verlauf nach Westen.[3]
Die Wesenitz gehört mit einer Länge von 83,6 Kilometern[5] zu den längeren rechten Nebenflüssen der Elbe.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wesenitz bildete seit dem Pleistozän auf dem Gebiet des heutigen Bischofswerda einen Bogen mit sumpfigem Umland. Diese natürliche Grenzlinie begünstigte die Gründung und Verteidigung der Stadt am nördlichen Ufer der Wesenitz.
Zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert verlief von Bischofswerda über Stolpen bis Pratzschwitz im Tal der Wesenitz ein bedeutender Verbindungsweg zwischen den slawischen Stämmen der Milzener in der Oberlausitz und den Nisanern im Elbtal.[6] In der Oberlausitzer Grenzurkunde wurde der Fluss 1241 mehrfach als Wazowniza[7] genannt.
Vom 15. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im Einzugsgebiet der Wesenitz nach Gold gewaschen. Besonders intensiv bemühten sich Einheimische, aber wiederholt auch Walen, im Quellgebiet, an mehreren Zuflüssen wie in Goldbach und in Großdrebnitz sowie unmittelbar an der Wesenitz zwischen Schmiedefeld und Rennersdorf. Die Ausbeute war jedoch gering.[8]
Im August 2002 führte die Wesenitz wie viele Flüsse Sachsens ein verheerendes Hochwasser.
Ausflugsziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die viel besuchte Burg Stolpen wurde im Jahr 1222 erstmals urkundlich erwähnt. Sie war ursprünglich im Besitz der Bischöfe von Meißen und ging 1559 unter Kurfürst August in das Eigentum des Kurfürstentums Sachsen über. Die Burg erlangte Berühmtheit, weil hier von 1716 bis 1765 die einstige Mätresse Augusts des Starken (Kurfürst von Sachsen 1696–1733), Anna Constantia Gräfin von Cosel, gefangen gehalten wurde.
Weitere bekannte Ausflugsziele am Fluss sind der Schlosspark in Großharthau, die Schöne Höhe bei Dürrröhrsdorf-Dittersbach, die Wesenitzklamm bei Lohmen und das größte Richard-Wagner-Denkmal der Welt von Richard Guhr an der ehemaligen Lochmühle. Sehenswert sind auch die alten Wasserkraftanlagen zwischen Lochmühle und Liebethal.[9]
Der Liebethaler Grund ist das enge, tief eingeschnittene Tal der Wesenitz in der Nähe von Liebethal bei Pirna. Durch das Tal führt ein beliebter Wanderweg, und es wird als das „Eingangstor zur Sächsischen Schweiz“ (auf der klassischen Route) bezeichnet.
Wasserkraftnutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Früher trieben die Wesenitz und ihre Zuflüsse mehr als 100 Mühlen an.[10] Bruno Steglich gibt 1895 in Die Fischwässer im Königreiche Sachsen für die Wesenitz allein 63 die Wasserkraft nutzende Anlagen an, davon insgesamt 44 Mühlen.
Heute existieren entlang des Flusses auf dem Gebiet des Altkreises Sächsische Schweiz noch fünf Wasserkraftanlagen. Eine davon wird von der Gemeinde Lohmen in der ehemaligen Daubemühle im Liebethaler Grund mit zwei Francis-Turbinen betrieben.
Ehemalige Mühlen waren unter anderem[7][11][12]
- Wesenitzmühle Steinigtwolmsdorf
- Kunathmühle Ringenhain
- Grundmann-Mühle Ringenhain
- Buschmühle Neukirch
- Sägewerk Hensel Neukirch
- Angermühle Neukirch
- Mittelmühle Neukirch
- Knochenmühle (auch Knochenstampfe) Neukirch
- Brettmühle Oberputzkau[13]
- Hartmannmühle (Obermühle) Putzkau[14]
- Mittelmühle Putzkau[15]
- Niedermühle Putzkau[16]
- Fischermühle Bischofswerda
- Walkmühle Bischofswerda
- Mahlmühle Goldbach
- Bühlauer Mühle
- Scheibenmühle Schmiedefeld
- Buschmühle bei Lauterbach
- Stadtmühle Stolpen
- Brettmühle Stolpen
- Neumühle Stolpen
- Obere Mühle Helmsdorf
- Niedermühle Helmsdorf
- Buschmühle Niederhelmsdorf
- Geipelmühle Dittersbach
- Papiermühle Dittersbach
- Rothe Mühle oder Merlinmühle Dürrröhrsdorf
- Dittersbacher Hofemühle
- Elbersdorfer Mühle Elbersdorf
- Porschendorfer Mühle Porschendorf
- Winkelmühle Porschendorf
- Wauermühle (oder Hintermühle) Lohmen
- Walzenmühle (Hammermühle) Lohmen (Kraftwerk)
- Daubemühle Daube (Kraftwerk)
- Lochmühle Mühlsdorf
- Liebethaler Mühle Liebethal
- Grundmühle Jessen
- Dietzmühle Jessen
- Brückmühle Copitz
- Neumühle Copitz
- Pratzschwitzer Mühle Pratzschwitz
Fischfauna
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund ihrer hydrologischen und strukturell-morphologischen Eigenschaften mit einer durchschnittlichen Gewässerbreite von 10 m und einem durchschnittlichen Gefälle von 0,53 % sowie der vorhandenen Leit- und Begleitfischarten wird die heutige Wesenitz im Unterlauf fischereibiologisch der Äschenregion zugeordnet, der Mittel- und Oberlauf der Forellenregion.[17] Dies ist das Resultat verschiedener wasserbaulicher Maßnahmen, sodass eine solche Einteilung für die Vergangenheit abweicht. Z. B. existierten ca. bis ins frühe 20. Jahrhundert im Ober- und Mittellauf eine große Zahl weiterer Mäander, wie sie heute noch unterhalb von Bischofswerda anzutreffen sind. Sie bewirkten ein niedrigeres Gefälle und eine deutlich geringere Fließgeschwindigkeit und damit andere fischfaunistische Bedingungen.[18]
Die Wesenitz unterhalb der Buschmühle in Helmsdorf zählt als Fauna-Flora-Habitat.[19] Begründet wird dies u. a. mit dem Vorkommen von Groppe und Elritze.
Seit 1989 gibt es verstärkte Bemühungen, den historischen Rückgang der Fischfauna nach Anzahl der Arten und Individuen wegen industriell bedingter Umweltverschmutzung rückgängig zu machen. Laut Bruno Steglich leiteten 1895 22 Industrieanlagen ihre Abwässer in den Fluss, der von Ringenhain bis Oberputzkau fischleer war. 1994 wurde ein Projekt zur Wiedereinbürgerung des Lachses gestartet. Er war 100 Jahre zuvor völlig verschwunden.
Fischerei
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der sogenannten Wilden Fischerei in der Wesenitz betrieben die Meißener Bischöfe bis 1559 und nach der Übereignung zeitweise die sächsischen Kurfürsten in zwei angestauten Flussabschnitten Karpfenproduktion.
Beginnend 1476 mit dem Amtsantritt von Johann V. von Weißenbach wurde zwischen Goldbach und Kleindrebnitz der Goldbacher Teich und in Bischofswerda bis 1494 der Bischofswerdaer Teich je auf eine Fläche von etwa 20 ha angestaut. Um 1815 erfolgte aus ökonomischen und technischen Gründen (Verlandung, Dammschäden) die Stilllegung dieser beiden Teichwirtschaften.[20]
Entsprechend dem Fischbestande beherbergte die Wesenitz in der Vergangenheit eine beträchtliche Anzahl der bei Fischern verhassten Fischotter. Sie wurden durch organisierte Bekämpfung bis 1920 praktisch ausgerottet. Im Jahre 1969 konnte bei Großharthau erstmals wieder ein Nachweis erbracht werden. Seit dieser Zeit wurde die Wesenitz vom Gewässersystem der Schwarzen Elster aus langsam wiederbesiedelt. Erkennbar wird dies z. B. an einer Vielzahl von verkehrstoten Fischottern im Bereich der B6. Die betreffenden Landwechsel befinden sich westlich von Großharthau und östlich von Bischofswerda. Der Fischotter steht heute unter Naturschutz.[21]
Weitere Bilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Beschreibung der Wesenitzquelle
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Hinweistafel zur Wesenitzquelle
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Die Wesenitz bei Neukirch/Lausitz
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Die Wesenitz in Bischofswerda
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Die Wesenitz in Großharthau mit Einmündung der Gruna
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Die Wesenitz bei Lohmen
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Technisches Denkmal Wasserkraftwerk Niezelgrund an der Wesenitz
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An der Wesenitz unterhalb des Schlosses in Lohmen
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hydrologisches Handbuch. (PDF; 115 kB) Teil 2 – Gebietskennzahlen. Freistaat Sachsen – Landesamt für Umwelt und Geologie, S. 5, abgerufen am 25. Dezember 2017.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Elbegebiet, Teil I 2015. (PDF; 9,5 MB) In: lhw.sachsen-anhalt.de. Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, 2019, S. 108, abgerufen am 7. März 2021.
- ↑ Jan Meschgang: Die Ortsnamen der Oberlausitz. Domowina Verlag, Bautzen 1973, S. 97.
- ↑ a b c Theodor Schütze: Um Bautzen und Schirgiswalde Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Bautzen und Schirgiswalde. Band 12. Deutsche Akademie der Wissenschaften, Berlin 1967, S. 167.
- ↑ Die Wanderung entlang der Wesenitz – Von der Quelle bis zur Mündung – Aus dem Granit durch den Sandstein in die Elbe
- ↑ Richard Vogels: Werte der Deutschen Heimat. Band 1. Akademie Verlag, Berlin 1957, S. 27.
- ↑ Roland Paeßler: Die Erbrichter in der Umgebung von Bischofswerda. In: Mathias Hüsni (Hrsg.): Schiebocker Landstreicher. H. 3, Burkau 2008. ISSN 1866-7872, S. 8–16.
- ↑ a b Manfred Schober, René Misterek: Die Mühlen der Sächsischen Schweiz: Rechtselbisches Gebiet. 1. Auflage. Berg- und Naturverlag Rölke, Dresden 2009, ISBN 978-3-934514-24-9.
- ↑ Roland Paeßler: Geld und Gold in der Oberlausitz. Landesverein Sächsischer Heimatschutz: Bautzener Land, H. 6, 2001, S. 159–164.
- ↑ Mühlentour entlang der Wesenitz ( des vom 3. Dezember 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF-Datei; 558 kB)
- ↑ E. Nierich: Die Mühlen des oberen Wesenitztales. In: Unsere Heimat. Nr. 5–7, 1930: von der Quelle bis zur Ortsgrenze Putzkau 14 Mühlen; Karl Wilhelm Mittag: Chronik der königlich sächsischen Stadt Bischofswerda. 1861, S. 84–89: im Stadtgebiet Bischofswerda 4 Mühlen; S. Störzner: Was Anno 1586 der kurfürstliche Schösser über die Stolpen-Bischofswerdaer Pflege berichtete. In: Unsere Heimat. Nr. 39, 1928: von Rennersdorf bis Altstadt (Stolpen) 6 Mühlen
- ↑ Mühlentour entlang der Wesenitz, abgerufen am 20. März 2017.
- ↑ Karte einiger Mühlen entlang der Wesenitz
- ↑ Brettmühle & Oberlausitzer Grenze (abgerufen am 7. Juli 2023)
- ↑ Hartmannmühle (abgerufen am 7. Juli 2023)
- ↑ Mittelmühle (abgerufen am 7. Juli 2023)
- ↑ Putzkau-Ortschronik: Niedermühle (abgerufen am 7. Juli 2023)
- ↑ www.landwirtschaft.sachsen.de/landwirtschaft/download/Veroeffentlichung_Durchgaengigkeit.pdf (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2015. Suche in Webarchiven)
- ↑ Frank Fiedler: Zu den Veränderungen der Fischfauna in der ehemaligen Äschenregion der Wesenitz (1591–1989). In: Sächsische Heimatblätter. 2, Zeitschrift für sächsische Geschichte, Denkmalpflege, Natur und Umwelt. Verlag Klaus Gumnior, Chemnitz 2003, S. 127–133.
- ↑ Nr. 162 in der Liste der FFH-Gebiete wegen gemeinschaftlicher Bedeutung für die EU gemäß Anhang II der EU-Richtlinie 92/43/EWG
- ↑ Frank Fiedler: Historische Teichwirtschaft im Raum Bischofswerda. Zwischen Wesenitz und Löbauer Wasser 3. Heimatblätter des Landkreises Bautzen. 1998, S. 41–49.
- ↑ Frank Fiedler: Zum Vorkommen des Fischotters im Landkreis Bischofswerda. Ber. Naturforsch. Gesellschaft Oberlausitz, Görlitz. Heft 2, 1993, S. 35–39.